Ohne Humor verreckt man

Von Matthias Weinzierl

Ohne Humor verreckt man

Michael Stenger war Mitbegründer des Bayerischen Flüchtlingsrats. Matthias Weinzierl sprach mit ihm über heftige Kämpfe und auch großen Spaß

Wann hast Du denn beim Bayerischen Flüchtlingsrat angefangen?

Ich schätze ab `89 habe ich neben der Lili Schlumberger angefangen. Wir hatten unser Büro im Keller des Dritte-Welt-Cafés in der Daiserstraße in Sendling. Da hatte ich diesen wunderbaren Anrufbeantworter stehen. Ich habe mir dann irgendwann selbst draufgesprochen, weil ich mich geärgert habe, dass keiner draufgesprochen hat. Dieser Kellerraum war noch völlig ungeeignet für etwaige Bürotätigkeiten des Bayerischen Flüchtlingsrates, aber unser Postfach beim Dritte-Welt-Café war schon täglich übervoll. Dort haben wir mit unseren Beratungen angefangen.

Im Keller?

Nein, oben im Café. Am Anfang wollte ich mal jemanden im Keller beraten, aber der Flüchtling ist aus Angst nicht mit reingegangen.

War da nicht auch die Rechtsberatung untergebracht, die heute im EineWeltHaus ihren Sitz hat?

Genau. Wobei ich damals immer geschaut habe, wer von den Anwältinnen und Anwälten und von den Ehrenamtlichen Dienst hat, um den Flüchtlingen zu raten, ob sie sich die fünf Mark Gebühr sparen können. Das waren halt gute und schlechte Anwältinnen und Anwälte. Der eigentliche Startschuss für unsere Bürotätigkeiten kam dann mit den Büroräumen in der Valleystraße 42, ebenfalls in Sendling.

Das Büro in der Valleystraße hat einen legendären Ruf – warum? Weil das ein geiles Büro-Kollektiv war. Es bestand aus einem „politischen Reisebüro“, das zum Beispiel die Reise der internationalen Frauenliga zur alternativen Frauenkonferenz in China organisiert hat, aus Nicaragua libre, dem Nicaragua-Kaffeevertrieb für ganz Deutschland und aus CONDOR, einer kongolesischen Exilgruppe, die mir bis heute noch 500 Euro Miete schuldet. Und hinten dran wohnte ich auch noch. Das war im wahrsten Sinne des Wortes ein fließender Übergang, da die Trennung von Privatem und Arbeit sich doch als etwas schwierig herausstellte. Aus meiner Sicht eine sehr schöne Zeit. Damals haben wir uns ja auch kennengelernt, Herr Weinzierl!

(der ganze Artikel im PDF Format)