Grußwort: Birgit Poppert

Als ich einmal beinahe Putzfrau beim BFR geworden wäre

Nach zehnjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit in der Gemeinschaftsunterkunft in der Heinrich-Wieland-Straße abends nach der Arbeit wollte ich wieder etwas Neues kennen lernen. Ich sah mich um, stieß auf den BFR und schrieb ihm einen Brief, in dem ich alles aufzählte, was ich in der Flüchtlingsarbeit gemacht hatte: Deutschunterricht, Hausaufgabenbetreuung, Arbeitsvermittlung, Beratung als Hilfe bei der Caritas und anderes, kurz ich bot meine Hilfe an. Nachdem ich auch nach längerer Zeit keine Antwort erhalten hatte, rief ich an und bekam von dem damaligen Geschäftsführer zu hören „Ja super, wir brauchen dringend jemanden, der unsere Räume putzt!“ Verblüfft fiel mir erstmal gar keine Antwort ein, denn den Job als Putzhilfe hatte ich eigentlich nicht vor Augen gehabt, als ich mich an den BFR wandte. Dann aber kam ein versöhnlicheres „Na ja, kannst auch zu den Plena kommen“.

Das tat ich auch und habe es in der Tat nie bereut, denn neben dem Neuen, das ich sah und dem ungeheuren Einsatz, den ich bei meinen neuen Kollegen und Kolleginnen erlebte, eröffnete sich mir eine Aufgabe, die mich bis heute nicht losgelassen hat.

1995 gründeten wir – Christian Wunner, damaliger Geschäftsführer des BFR und Gerti Kiermeier – mit etlichen anderen das Café 104, eine Anlaufstelle für medizinische Hilfe für Menschen mit ungesichertem Aufenthalt. Wir bezogen einen Raum im ehemaligen Tröpferlbad,Thalkirchener Str. 104, der den Vorteil hatte, dass der Flur, an dem das Zimmer lag, zwei Ausgänge hatte. Da wir nicht wussten, wie die Polizei auf unsere unbekümmerte Presseerklärung zur Eröffnung unserer Beratungsstelle reagieren würde, schien uns das sehr ratsam. Von Seiten der Polizei geschah letztlich nichts Verdächtiges, bis darauf, dass jemand in Zivil erschien und wissen wollte, ob wir uns an die Lebensmittelverordnung hielten. Wir konnten ihn insofern beruhigen, als der Begriff Café in unserem Namen nicht so ernst zu nehmen sei und nur darin bestand, dass wir den Klienten zuweilen von unserem Kaffee und, unter Umständen, Keksen anboten, falls vorhanden.

Nach einem Jahr zogen wir zum BFR in die Valleystraße 42 in Sendling, was ungünstig war, da sich unsere Klientel in diese Gegend mit teuren Eigentumswohnungen und niedrigem Ausländeranteil nur noch spärlich hin traute. Ganz vorbei war es dann, als wir gemeinsam im Westend, in der Schwanthalerstraße 139, Räume hinter dem PDS-Büro bezogen. Wenn man dort die düstere Toreinfahrt hinter sich gebracht hatte und über die Kisten eines Gemüsehändlers gestiegen war, einen Hinterhof durchquert und tatsächlich eine hühnerleiterartige Treppe entdeckt hatte und sie auch hinaufgestiegen war, konnte man nur hoffen, dass sich beim Öffnen der Türe wirklich der BFR und Café 104 und nicht eine finstere Räuberbande oder Schlimmeres aufhielten. Für uns kamen nur noch Anrufe, aber auch beim BFR blieb es relativ still, was Besucher betraf.

(der ganze Artikel im PDF Format)