Ein großer Impuls
Ein großer Impuls
Flüchtlingsthemen werden immer mehr attraktiver in Deutschland
Ich erinnere mich an eine Veranstaltung, die vom Münchener Flüchtlingsrat für die Flüchtlinge in einer Kirche in München vor einigen Jahren organisiert wurde. Dabei wurde von den Teilnehmern an die Organisatoren die Frage gestellt, die ungefähr lautete: „Warum wurde unsere Veranstaltung von den Medien nicht so reichlich besucht und auch darüber berichtet?“ Die Antwort auf diese Frage lautete ungefähr: „Flüchtlingsthemen sind nicht so beliebt und das Interesse der Medien ist auch dazu begrenzt, sich damit viel mehr zu beschäftigen. Wir können auch sie nicht dazu zwingen, sich mehr dafür zu interessieren, wir sind eher ihnen dankbar, dass einige von ihnen doch gekommen sind, um über unsere Veranstaltung kurz zu berichten“.
Vor kurzem habe ich eine Meldung im Fernseher und auch im Internet gelesen, wonach Herr Bundespräsident Christian Wulff mit der folgenden Worten zitiert wurde: „Für ein Europa, das in Frieden, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie lebt, muss es selbstverständlich sein, Solidarität gegenüber denen zu zeigen, die schutzbedürftig sind“. Wenn der Bundespräsident, als Träger der höchsten Autoritätsinstanz im Land und als einer der Top-Meinungsführer des Lands, bezüglich der Flüchtlingsthemen mit solchen Worten zitiert wird, und dies auch von den größten und etablierten Medien in Deutschland so berichtet wird, muss es dann doch einen großen Wandel in Sachen Flüchtlinge in Deutschland gegeben haben, und dies in den letzten 8-9 Jahren. Dies ist die Zeitspanne zwischen meiner zweien Begegnungen.
Es war auch während dieser Zeit, dass ich mit den Mitbewohnern des Flüchtlingslagern (auch Gemeinsame Unterkunft (GU) genannt) in Neuburg a. d. Donau für eine humanere Behandlung der Schutzbedürftigen, um die Worte des Bundespräsidenten zu benutzen, mich engagiert habe. Allgemein gesagt Neuburg war für ungefähr 2-3 Jahren das Zentrum der Proteste der Flüchtlinge und deren einheimische Unterstützer. Die Unterstützung kam als eine Art der Verstärkung für die Proteste, die von den Flüchtlingen selbst initiiert und auch einiger Zeit allein getragen wurden. Im nachhinein kann ich sogar behaupten, dass die Proteste der Flüchtlinge in Neuburg einen großen Impuls für die größere Bewegung eines größeren Teils der Gesellschaft, die auch mehr Rechte für die Flüchtlinge verlangte hat, wie zum Beispiel, die während die so genannte Bleiberecht-Kampagne in vieler Orten Deutschlands ausgetragen worden sind, gegeben hatten. Bereits während dieser Kampagne um die Jahre 2005-2006 war sehr deutlich, dass die Haltung: „die Medien haben kein Interesse für Flüchtlingsthemen“, nicht (mehr) sehr wohl durchaus gut überlegte Haltung war. Die Proteste in Neuburg hatten am Anfang das Ziel, Lebensbedingung der Flüchtlinge zu verbessern und eine menschenwürdige Behandlung von den Seiten der Behörden zu verlangen. Mit der Zeit kam hinzu, dass nicht nur das Thema Flüchtlinge aber auch noch weitere gesellschaftliche Themen, wie z.B. Geschlechter Beziehung in der Unterkunft, immer wieder nach oben in den Themenliste rückten. Neuburg wurde auf einmal zum Treffpunkt für noch weitere Themen, auch außerhalb der ursprünglichen, gemeinsamen und solidarischen Stimme der humaneren Behandlung aller, Männer wie Frauen, Flüchtlinge, geworden. Dann aber auch nur für die kürzere Zeit der Flüchtlingsproteste. Nachdem die Proteste der Flüchtlinge nicht mehr weiter geführt worden waren, so wurden auch die anderen Diskussionen über weitere Themen wieder plötzlich beendet. Alle Diskussionen, die in Neuburg gestartet waren, wie z. B. der einmalige „Runden-Tisch für Flüchtlinge“, endeten auch ohne weiteres und ebenfalls plötzlich.