Grußwort: Willi Dräxler

Der Bayerische Flüchtlingsrat ist seit 25 Jahren mein Weggefährte, da ich, fast zeitgleich, seit dessen Gründung in der Arbeit mit MigrantInnen bei der Caritas tätig bin. Und es ist gut, dass es den Flüchtlingsrat gibt. Selbstverständlich gratuliere ich den Akteuren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ihrer dringend notwendigen und engagierten Arbeit, zu ihren erreichten Zielen und vor allem zu ihren mutigen und nicht alltäglichen Interventionen. Andererseits ist es aber sehr traurig, dass es einer Organisation wie der des Flüchtlingsrates bedarf um ein eigentlich selbstverständliches Recht, nämlich das Recht von Flüchtlingen auf Schutz, Aufnahme und Ermöglichung einer Zukunftsperspektive in der Gesellschaft zur Geltung zu bringen.

In der Sache und den Zielen zur Verbesserung der Lebenssituation von Flüchtlingen in Bayern war und ist sich der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising mit dem Bayerischen Flüchtlingsrat in den zweieinhalb Jahrzehnten fast immer einig gewesen.Wir hatten natürlich unterschiedliche Wege beschritten und andere Strategien angewandt, um die Ziele zu erreichen. Dies ist in einer Demokratie und pluralen Gesellschaft auch gut so. Der Bayerische Flüchtlingsrat ist dabei die bewährte Speerspitze.

Neben den Forderungen für eine bessere Aufnahme und Integration von Flüchtlingen in Bayern war immer die Aufklärung über die globalen Zusammenhänge ein gemeinsames Anliegen. Die Gründe, weshalb Menschen ihre Heimat verlassen müssen, sind vielschichtig. Wirtschaftliche Interessen von Großkonzernen und das dazugehörige Machtgefüge mit militärischem Potential spielen inzwischen, gepaart mit klimatischen Veränderungen, fast immer eine zentrale Rolle bei den Fluchtursachen. Die Länder der nördlichen Halbkugel und der südlichen sind dabei im Positiven wie im Negativen außerordentlich verflochten. Die in Mitteleuropa gepflegte Philosophie „Wir wollen die Rohstoffe der ganzen Welt haben, aber die Menschen sollen gefälligst dort bleiben wo sie sind, egal ob es in der jeweiligen Gegend der Welt möglich ist zu leben oder zu überleben“ ist deshalb höchst verwerflich. Wir müssen die Zusammenhänge zwischen Ursachen und Auswirkungen wieder und immer wieder verdeutlichen und öffentlich benennen. Und wenn ein Fischer in seiner Heimat keine wirtschaftliche Existenzgrundlage mehr hat, weil die großen Fischereiflotten die Meere leer fischen oder dem Landwirt in Afrika aufgrund der Klimaveränderungen seine Felder verdorren, sind dies genauso Asylgründe wie die Verfolgung wegen politischer Aktivitäten. Den Flüchtlingen außerhalb Deutschlands und außerhalb Europas gilt genauso unsere Aufmerksamkeit und Solidarität in der globalen Verantwortung.

Unsere gemeinsame Aufgabe ist es alles zu tun, dass Menschen, wenn sie zu uns geflohen sind, eine freundliche, und ich betone eine freundliche, Aufnahme finden und nicht mit so genannten Abschreckungsmaßnahmen konfrontiert werden. Flüchtlinge müssen sofort die Sprache erlernen dürfen, brauchen berufliche Anerkennung oder Qualifizierung und Hilfen bei der Integration. Lebensmittelpakete und Langzeitunterbringung in Gemeinschaftsunterkünften sind kontraproduktiv.

Der innereuropäische Habitus (Dublin II), die gegenseitige Zuweisung von Zuständigkeiten macht Flüchtlinge zum Spielball der hoheitlichen Bürokratie und ist meist ein menschenunwürdiger Prozess. Flüchtlingen muss die Möglichkeit zum Ankommen gegeben werden. In der langen Geschichte der Menschheit musste sich eine wahre Hochkultur auch immer an ihrem Umgang mit Flüchtlingen messen lassen.

Auch im Auftrag der Erzdiözese München und Freising und des Diözesan-Caritasverbands wünsche ich dem Bayerischen Flüchtlingsrat und uns allen, dass wir auf diesem Gebiet in Bayern kultureller Spitzenreiter werden.

(der ganze Artikel im PDF Format)