Grußwort: Seibatu Kallon

Empfohlene Schulungsliteratur

Ein Beispiel: „Der Keim zum Genie ist der arischen Rasse bereits in ihre atlantische Wiege gelegt“, schrieb der Waldorflehrer Ernst Uehli, ein enger Mitarbeiter Steiners. Das Buch war in einer Broschüre zu finden, die die „Pädagogische Forschungsstelle des Bundes der Freien Waldorfschulen“ 1998 unter dem Titel „Literaturangaben für die Arbeit des Klassenlehrers” an einer Freien Waldorfschule herausgab. Das Heft enthält eine Übersicht über die Literatur, „die bei der Vorbereitung der Hauptunterrichtsepochen der Klassen 1-8 herangezogen werden kann“. Empfohlen wurde kein einziges seriöses Sachbuch, etwa über die NS-Zeit für den Geschichtsunterricht, sondern überwiegend anthroposophische Schmöker aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, einige davon wie das Werk Uehlis gespickt mit Geschichten über ominöse „Wurzelrassen“ und die Wanderungen der „Arier“. In den empfohlenen Büchern lesen wir, „der Italiener“ sei heiter und impulsiv und lüge aus Höflichkeit, „der Brite“ wäre dagegen kühl und materialistisch. „Der Araber“ wird als hart, leidenschaftlich, kalt und berechnend dargestellt. „Der Asiate“ gilt als dekadent, ist entweder cholerischer „Mongole“ oder ein phlegmatischer „Malaie“. „Der Japaner“ lebe in leichten Holzhäusern mit Strohdächern, er lächle immer und unergründlich, dahinter verberge sich mitleidlose Härte. „Afrikaner“ seien kindlich, gläubig und fromm, sie würden von ihrem Blut und ihren Trieben gelenkt. Und weil sie wie Kinder seien, müssten sie von Weißen geführt werden. Russen werden als jähzornig, brutal, rücksichtslos, gewalttätig, herrisch, ungeduldig, launisch, schicksalsergeben, leidensfähig, unzuverlässig und unpünktlich dargestellt.

Immer wieder: Leugnen und Verdrängen

Im Herbst 2007 erklärte die Bundeszentrale für jugendgefährdende Schriften, zwei Steiner-Bücher enthielten Passagen, die heute als rassistisch eingestuft würden; das war die erste quasi offizielle Feststellung des Rassismus in Grundlagenwerken der Anthroposophie. Kurz darauf wurde berichtet, dass Andreas Molau, ein früherer Waldorflehrer und damals Spitzenkandidat der NPD für die Landtagstieren lassen und menschliche „Rassen“ nur in den Köpfen von Rassisten existieren, hat sich in anthroposophischen Kreisen noch nicht herumgesprochen. Darum zeigt sich immer wieder, dass rassistische und antisemitische Lehren Steiners bis heute in der Waldorfpädagogik eine Rolle spielen.

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