Grußwort: Thomas Prieto Peral
Was hat der Nordpol mit dem Bayerischen Flüchtlingsrat gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel, sieht man mal davon ab, dass manche den BFR eben dorthin wünschen. Aber es gibt eine Verbindung. Ein großer Nordpolforscher hat dieses Jahr ebenfalls Geburtstag, Fridtjof Nansen wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Nansen hat 1922 den Nobelpreis bekommen, nicht für seine Polarforschungen, sondern für seine humanitäre Arbeit für Flüchtlinge, seine Unterstützung für diejenigen, die vor Krieg und Hunger fliehen müssen und den Mächten und Gewalten schutzlos ausgeliefert sind. Vielleicht konnte er sich besonders gut in die Lage dieser Menschen einfühlen, hatte er bei seinen Polarexpeditionen doch selbst erlebt, wie es ist, ausgeliefert zu sein. Nansen hat mit seiner politischen Arbeit den Grundstein für eines der wichtigsten internationalen Dokumente zum Flüchtlingsschutz gelegt, die Genfer Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen. Und auch sie hat dieses Jahr Geburtstag, den 60.!
Der Bayerische Flüchtlingsrat reiht sich so gesehen mit seinem 25. Geburtstag würdig ein in den Reigen großer Jubiläen der Flüchtlingsarbeit. Dazu sage ich zuerst einmal herzlichen Glückwunsch und meinen ganzen Respekt für 25 Jahre Arbeit unter schwierigsten finanziellen, organisatorischen und politischen Bedingungen. Der BFR mahnt mit Beständigkeit die Rechte derer an, die auch in einem stabilen Rechtsstaat wie dem unsrigen schnell in juristische und politische Grauzonen kommen. Und der BFR mahnt deshalb immer wieder, dass die Lage der Flüchtlinge bei uns ein Indikator dafür ist, wie sozial und gerecht unsere Gesellschaft wirklich ist. Eine prophetische Stimme ist der BFR, das sehen auch viele in der ELKB so.
Der BFR arbeitet dabei nicht nur für, sondern auch mit Flüchtlingen. Das finde ich einen besonders guten Ansatz, denn durch die Einbindung der Flüchtlinge in die politische Arbeit wird ihnen unmittelbar Teilhabe und Selbstbestimmung ermöglicht, also etwas von der Würde, die in lähmenden Verfahren und durch „Abschreckungspolitik“ so schnell unter die Räder zu kommen droht. Die ELKB unterstützt daher auch immer wieder gerne Projekte des BFR. Die Kreativität der Aktionen und die Recherche im „Hinterland“ sind meistens hervorragend. Manchmal schießt der BFR auch etwas über das Ziel hinaus, so etwa, wenn Lebensmittelpakete vor ein Ministerium gekippt werden, so verfehlt die Paketnahrung auch ist.
Drei Geburtstage in diesem Jahr, die alle daran erinnern, dass es nach wie vor immens wichtig ist, flüchtenden Menschen Beistand zu geben und ihnen eine Chance zu eröffnen, ihr Leben neu aufzubauen. Die Erfahrung der Kälte des Nordpols hat einmal Fridtjof Nansen bewogen, für die Ausgesetzten der Welt die Stimme zu erheben. Die soziale Kälte unserer Tage ist für den BFR der Grund seiner Arbeit. Macht weiter so, Ihr werdet gebraucht!