Servus Bayern! Pfiad Di,Flüchtlingsrat!

Von Bernd Mesovic

Servus Bayern! Pfiad Di, Flüchtlingsrat!

Ode an den einzigen aus der Räterevolution übriggebliebenen Rat.

Es war der auch in Deutschland bekannte Psycholinguist und Völkerkundler R. W. B. McCormack, der auf die historische Eigentümlichkeit hingewiesen hat, dass im Jahr 1919 mit Sowjet-Bayern die erste Räterepublik auf deutschem Boden entstanden ist. Das politisch gemeinhin als rückständig geltende Bayern habe jedoch keineswegs Grund sich zu schämen, insbesondere wegen der jüngsten weltpolitischen Entwicklung: „Das Land Bayern war die erste Sowjetrepublik auf deutschem Boden. Sie ist lange vor der UdSSR zerfallen. Der Freistaat war auch in dieser Hinsicht wegweisend.“1

Dass von der Bayerischen Räterepublik einzig noch der Flüchtlingsrat geblieben ist, stimmt trotzdem wehmütig, hat mich doch meine aus dem Pfälzischen stammende Großmutter, die zu Revolutionszeiten eine Krankenschwesternausbildung in München machte, auf die außerordentliche Höflichkeit hingewiesen, mit der die jungen Revolutionäre, die Waffen beiseite legend, halfen, ihr Gepäck zu tragen und ihr in der Straßenbahn Platz anboten. Das offenbar auch ordnungspolitisch funktionierende Modell der Räte hätte wohl eine echte Chance verdient gehabt, ganz besonders vor dem Hintergrund dessen, was sich historisch zwischen das Ende der Räterepublik und die Neugründung des Bayerischen Flüchtlingsrats schiebt. In der Zeit dieses Interregnums hätte man sich durchaus einen Flüchtlingsrat gewünscht. Dessen Aufgabe wäre sicher gewesen, für eine vernünftige Abschiebungspolitik und gegen die Einbürgerung von Sicherheitsgefährdern zu plädieren. Denn, so der oben bereits zitierte McCormack, mit der Idee der Liberalitas Bavarica erkläre sich auch die Großzügigkeit, mit der man den wegen Hochverrats verurteilten Adolf Hitler im Land beließ, obwohl man ihn ohne weiteres hätte abschieben können. Ganz so einfach allerdings war es nicht: zwischen Österreich und Bayern wurde gestritten um die Auffassung hinsichtlich der Staatszugehörigkeit und Heimatberechtigung des Adolf Hitler. Das würde es mit einem modernen Rückübernahmeabkommen nicht gegeben haben. Eingebürgert haben Hitler allerdings die Braunschweiger.

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