Grußwort: Lili Schlumberger-Dogu

Minister kochen auch nur mit Wasser – Ein Erlebnis 1988 als Sprecherin des Bayerischen Flüchtlingsrats

Die Initiative zur Gründung des Bayerischen Flüchtlingsrats ging maßgeblich von Dr. Jürgen Miksch von Pro Asyl aus, der damals Stellvertretender Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing war. Ich hatte noch wenig Erfahrung in der Asylarbeit und ließ mich in den provisorischen Sprecherrat wählen, weil aus München niemand dafür kandidierte. Dann blieb ich sieben Jahre lang die Sprecherin. Im Jahr 1988 gab es mehrere Tagungen in der Evangelischen Akademie Tutzing. Die erste ging über die bayerische Asylpolitik – schon damals war die CSU Vorreiterin der Abschreckung mit Essenspaketen, Unterbringung in Sammellagern etc., und viele Flüchtlinge waren bayernweit in Hungerstreiks getreten gegen die leider bis heute bestehenden Essenspakete. Ich saß neben Viktor Pfaff von Pro Asyl und den bayerischen Ministern Hillermeier (Soziales) und Lang (Inneres).

Ich war etwas nervös und hatte mich ausführlich vorbereitet. Die beiden Minister konnten kein Wort frei sprechen. Ihre anwesenden Staatssekretäre kamen immer zum Podium und reichten ihnen Spickzettel. Die Beiträge von Viktor Pfaff und mir, die den bayerischen Anti-Flüchtlings-Kurs scharf angriffen, bekamen viel Beifall. Die Beiträge der Minister waren inhaltlich dünn und zeigten wenig Sachkenntnis. Diese Erfahrung wirkte sich auf mich gut aus: Ich nahm dann noch oft mit dem bayerischen Innenminister Beckstein und anderen PolitikerInnen an Podiumsdiskussionen teil, und mich konnte nichts mehr erschrecken, auch nicht auf den Behörden. Damals gab es eine breite Gegenbewegung gegen die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl (Art. 16 GG), aber wir konnten diese leider nicht verhindern. Allerdings konnten wir mit öffentlichen Aktionen immer wieder einen sicheren Aufenthalt für einzelne von Abschiebung bedrohte Flüchtlinge durchsetzen

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