Menschen zu brechen ist das Ziel

Von Human

Vom Leben in Flüchtlingsunterkünften und darüber hinaus.

Station 1:
Dortmund Containerdorf

Nach der Anhörung beim Bundesamt für Anerkennung Ausländischer Flüchtlinge werden wir in einem Containerdorf eines Dortmunder Randbezirkes untergebracht. Was für ein Hohn sich hinter diesem Namen verbirgt, denn anerkannt wurde hier niemand. Das Verzögern und Zermürben der Flüchtlinge hat sich diese Behörde zum Ziel gesetzt. Doch ihr kafkaeskes System richtete sich nach dem „Sommer der Migration“ 2015 gegen sich selbst und verdeutlichte ihre bewußte Unfähigkeit und den perversen
Charakter.

Waren es zwei Nächte oder doch zwei Wochen? Ich weiß es nicht mehr. Möglicherweise hatte mein kindliches Gehirn sich schon damals nach einer strapaziösen und langen Flucht daran gewöhnt, die unangenehmen Seiten des Lebens auszublenden und zu verdrängen. Der Flug von Kabul nach Masar-e-Scharif in einer Militärtrans- portmaschine. Die Tritte des kleinen oder großen Warlords, der die Kinder in der Kabine von den Sitzen schubste, um es sich bequem zu machen. Die Flughöhe setzte ihm zu und sein Blutdruck schien gegen die Decke zu knallen, als das Flugzeug auf dem Rücken der höchsten Gebirge des Pamirs ritt, um nicht von einer Rakete eines anderen Warlords getroffen zu werden. Nach der Landung stellten wir fest, dass in der Außenwand des Flugzeugs ein großes Loch klaffte. Auch das folgende zermürbende Verstecken als „Illegaler“ in den Transitstaaten blendete ich aus. In Dortmund spielen wir im Vorhof der Unterkunft mit einem Stoffball und müssen die Nächte zu fünft in einem Container verbringen. Ich erinnere mich nicht an die Träume während dieser Nächte. Albträume waren es nicht. Möglicherweise habe ich die Flucht doch als eine Abenteuerreise wahrgenommen?

(der ganze Artikel im PDF Format)