Ohne politische und kulturelle Repräsentation

Von Moritz Ege

„Es fehlt an politischen und kulturellen Repräsentationsformen“

„Britische Bassmusik“ ist inzwischen auch in Deutschland populär. Für die britischen Musikerinnen, DJs und Producer spielt „Race“ zwar eine Rolle, doch anders als es Genre-Bezeichnungen wie „Black Music“ suggerieren. Moritz Ege sprach mit dem Anglisten Christian Werthschulte über Multikulturalismus und Rassismus im UK, die Sozialpolitik der Labour Party und über Privilegien von weißen Musikerinnen und Musikern.

Was ist das überhaupt, „britische Bassmusik“?

Zugegeben, „Bassmusik“ ist nicht gerade der originellste Begriff. Welche Popmusik hat denn bitte schön keinen Bass? Aber er ist aus einer Not heraus als deutschsprachiger Oberbegriff für bestimmte Dance-Genres entstanden: Jungle, Drum’n’Bass, UK Garage, Grime, Dubstep, UK Funky, Bassline sowie eine vollkommen unüberschaubare Anzahl an Stilhybriden und Subgenres. Wenn diese musikalisch etwas gemeinsam haben, dann vielleicht eine Art Ursprung dort, wo in Großbritannien die Dancemusic der afro-amerika – nischen Diaspora (House, Techno, R&B, HipHop) auf die der afrokaribischen (Dub, Reggae, Dancehall) trifft.1

Wie steht dieses Alltagsphänomen mit den sozialen Zusammenhängen im UK in Verbindung?

Die größte Errungenschaft dieser „Bassmusik“ ist ihre mittlerweile über zwanzig Jahre dauernde Geschichte als multikulturelle Dancemusic. Anfang der 2000er Jahre habe ich eine Zeitlang in der Nähe von Manchester gewohnt. Beim Ausgehen war es für mich vollkommen selbstverständlich, dass weiße, Schwarze und Asiatische Briten2 auf GaragePartys zusammen feiern; und ebenso Jugendliche aus Sozialwohnungs-Siedlungen und Studentinnen und Studenten wie ich. Mir war damals nicht klar, dass dies ein Resultat von langen, antirassistischen Kämpfen war und eine Folge einer bestimmten Sozialstaatlichkeit, die damals auch schon in den letzten Zügen lag. Mit einer kostenfreien Hochschulbildung, einem breitem Netz an „Art Schools“ und „Art Colleges“, Sozialhilfe und Sozialwohnungen „unterstützte“ der britische Sozialstaat damals auch die multikulturellen Dancecul tures. Dieses relativ breite Sozialnetz existiert heute aber nicht mehr

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