Australien macht Druck

Von Antje Missbach

Australien macht Druck

In Indonesien verschlechtern sich die Bedingungen für Asylsuchende und Flüchtlinge. Bislang waren Asylsuchende im Inselstaat Indonesien geduldet, wenn auch ungern. Viele von ihnen waren auf dem Weg nach Australien. Nun werden die Hürden für Asylsuchende und Flüchtlinge immer höher.

Seit Ende der 1970er ist Indonesien ein häufig frequentiertes Transitland für Asylsuchende, zumeist aus Süd- und Südostasien. Wegen seiner günstigen geografischen Lage und den relativ durchlässigen Grenzen eignet sich der Archipel hervorragend als temporäre Zuflucht für Menschen auf der Flucht. Bereits nach dem Ende des Vietnamkrieges kamen zehntausende VietnamesInnen per Boot dorthin. Die meisten von ihnen wurden nach langen Jahren des Wartens nach Europa, Australien und in die USA umgesiedelt. Nicht wenige jedoch wurden gegen ihren Willen Mitte der 1990er nach Vietnam repatriiert, weil in den westlichen Aufnahmeländern die Sympathie für antikommunistische Flüchtlinge nachgelassen hatte.

Aufgrund der zunehmend blockierten Fluchtkorridore Richtung Europa kommen heutzutage vor allem islamische Asylsuchende aus Nahost, Zentralasien und sogar Ost- und Nordafrika in den Inselstaat Indonesien. Die meisten hoffen, alsbald in ein sicheres Drittland zu gelangen, entweder auf regulärem Wege (Resettlement) oder eben anderweitig, meist per Boot nach Australien. Nach Angaben der australischen Migrationsbehörde DIAC erreichten 2013 allein in den ersten sechs Monaten 196 Boote mit 13.108 Menschen australisches Territorium. Nicht alle überleben die riskanten Überfahrten, in den letzten fünfzehn Jahren ertranken mindestens 1.500 Menschen.

Von Desinteresse zu Ablehnung

Laut Angaben des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR in Jakarta lebten im Juli 2013 offiziell 8.623 Asylsuchende und 2.072 anerkannte Flüchtlinge in Indonesien; zu vier Fünfteln handelt es sich dabei um Männer. Auch wenn die Dunkelziffer mindestens doppelt so hoch sein könnte, ist Indonesien längst nicht so frequentiert wie seine Nachbarländer Thailand (84.479 Flüchtlinge und 14.580 Asyl – suchende) und Malaysia (90.185 Flüchtlinge und 11.650 Asylsuchende). Dank seiner geografischen Nähe zu Australien aber stellt Indonesien die letzte zu überwindende Hürde auf dem Weg ins lucky country dar. Dauerhaft in Indonesien zu verweilen, ist für Asylsuchende keine Alternative zur Weiterreise. Als Nichtunterzeichner der Genfer Flüchtlingskonvention bietet Indonesien keinerlei Schutz. Weder verfügt Indonesien über einen rechtlichen Rahmen für die Prüfung von Asylgesuchen noch ist eine dauerhafte Inklusion der Asylsuchenden erwünscht. Arbeiten ist ihnen ausdrücklich untersagt. Dennoch hat Indonesien bisher weitgehend von Abschiebungen abge – sehen, was in erster Linie daran liegt, dass die dafür benötigten finanziellen Mittel fehlen. Allen Erwartungen nach wird sich daran in Zukunft einiges ändern. Nicht nur ist der australische Druck auf Indonesien gewachsen, sondern auch die indonesische Haltung gegenüber den „ungeladenen Gästen“, wie sie die indonesischen Medien oft bezeichnen, hat sich von jahrelangem Desinteresse in ausdrückliche Ablehnung gewandelt.

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