Heimat kann man teilen

Eine Rezension von Anna Steinbauer

Rezension zum Dokumentarfilm „Das Golddorf“, in dem Regisseurin Caroline Genreith die Parallelwelten der Flüchtlinge und der Einwohner des bayerischen Örtchens Bergen aufeinander prallen lässt.

Die Idylle ist beinahe unerträglich: Der strahlend blaue Himmel mit seinen unschuldigen Schäfchenwolken, ein paar Kühe, malerisch über die saftigen, oberbayerischen Wiesen verstreut. Dazu die alpenländischen Klänge einer Blaskapelle, die vor dem Bergpanorama platziert wurde. Diese ersten Einstellungen des Dokumentarfilms „Das Golddorf“ zeigen den Chiemgau von seiner strahlendsten Seite. Es sind Bilder wie aus einem touristischen Werbeprospekt, die perfekte Projektionsfläche für jegliche Klischeevorstellung von der heilen bayerischen Bergwelt. Seine Heimat verlassen würde Bauer Vachinger niemals: „Da sind wir geboren, da sterben wir“, sagt er in dem Film über Bergen am Chiemsee. Dieser Ort ist nun nicht mehr nur Heimat für Bauer Vachinger und seine Stammtischbrüder. Seit Herbst 2013 werden hier Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien und Afghanistan im Gasthof „Hochfelln“ untergebracht.

Traurige Culture-Clash-Komödie

Die 1984 geborene Caroline Genreith begleitet in ihrem berührenden Dokumentarfilm einige der Asylbewerber über zehn Monate lang bei ihrem Versuch, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden: „Ich wollte diese beiden Parallelwelten, die da aufeinanderprallen, verbildlichen“, sagt die junge Regisseurin. Das Resultat: Oberbayerische Heimatidylle trifft auf Heimatlosigkeit, Flüchtlingsschicksal und Kriegserfahrung. Das ergibt eine traurige Culture-Clash-Komödie mit absurden, aber auch hoffnungsvollen Momenten. „Jeder einzelne Flüchtling, der zu uns kommt, ist Botschafter für das Leid, das in der Welt passiert“, so Genreith über den Antrieb, einen Film über Flüchtlinge zu machen. Dass sie Bergen zum Drehort erkor, war reiner Zufall, wie sie erzählt: „Ich wollte ein ganz klischeehaftes bayerisches Dorf haben. Das hätte ich aber vielleicht auch überall anders finden können.“ Die junge Regisseurin stammt aus der Eifel, lebt aber nun in Hamburg. Die Idee zu dem Film kam ihr, da es dort so viele Lampedusa-Flüchtlinge gab. Bei ihrer Recherche stieß sie auf eine Meldung im Traunsteiner Tagblatt, in der berichtet wurde, dass Asylbewerber in Bergen eingetroffen seien.

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