Destination EUhope

Kommentiert von Jessica Schallock

Mit ihrem Fotoprojekt „Destination EUhope“ machte sich die Künstlerin Sil Egger auf eine Spurensuche nach Bootsflüchtlingen auf Fuerteventura.

Die Insel ist berühmt für ihre kilometerweißen Sandstrände, für verlässlichen Wind und Wellen. Homer besang die Kanaren als „Inseln der Glückseligen“. Sie waren stets ein Sehnsuchtsziel. Doch wie sieht die Schwelle nach Europa aus, für die Flüchtlinge, die auf dem illegalen Seeweg für eine ungewisse Zukunft in Europa ihr Leben aufs Spiel setzen?

Ein Spiel mit der Vorstellungskraft

Das Projekt „Destination EUhope“ entstand 2003 während eines mehrmonatigen Aufenthalts der Künstlerin Sil Egger auf den Kanarischen Inseln. Mit ihren Aufnahmen spielt sie subtil mit der Imagination, dem Vorwissen und dem Standpunkt des Betrachtenden. Die geographischen Gegebenheiten stehen für Orte des Geschehens, ohne es darzustellen. Dazu gehören abgelegene Strände mit verfallenen oder schiffbrüchigen Booten, Anlagen zur Radar- und Satellitenüberwachung, Friedhöfe mit namenlosen Gräbern, das Zwischenlager für gefasste Flüchtlinge, Baustellen und Siedlungen sowie einige Portraits von Durchreisenden und Gestrandeten. Die Landungsplätze der Bootsflüchtlinge befinden sich oft unweit der gut besuchten Strände, vielleicht nur getrennt durch eine Biegung oder ein paar Felsen. Es mögen die gleichen sein.

Einen Strand weiter könnte alles anders sein

Wenn leblose Körper an Land gespült werden oder Flüchtlinge nach der Ankunft sterben, werden sie auf örtlichen Friedhöfen in namenlosen Gräbern beigesetzt. Soweit sie bekannt sind, werden Initialen und Todesdatum in den Beton geritzt, der das Grab verschließt. Durch Gespräche vor Ort erfuhr die Fotografin, dass Geflüchtete, die durchkommen, sich die Schattenwirtschaft im Bauwesen und der Gastronomie aufteilen. Die Schlepper und Vorarbeiter seien meist Marokkaner, der Elektronikmarkt scheint fest in indischer Hand. Das Hotelwesen zeige sich dagegen etwas durchmischter. Fuerteventura als Ort des Transits, des kurzen Verweilens für viele. Einige werden aufgegriffen und abgeschoben. Für das Abschiebegefängnis hat Sil Egger trotz offizieller Empfehlungsschreiben keinen Zutritt erhalten, es taucht nun fern am Horizont als trutzig in die Landschaft gesetztes Bollwerk auf einem Foto auf, weit weit von den Hotels, in denen sonnenhungrige Badegäste und Surfer auch in diesem Jahr ihren Urlaub verbringen.

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