Orient-Exzess
Von Heinz T. Glanz
Orient-Exzess
Meine Butterfahrt nach Marokko.
Billigflüge mögen aus ökologischen Gesichts – punkten katastrophal sein. Immerhin ermöglichen sie es den eher Klammen, die weite Welt kennenzulernen. Zumindest ein bisschen. Den eigenen Horizont erweitern, Neues entdecken, mit anderen Menschen in den Dialog treten, vielleicht auch auf Augenhöhe – so oder so ähnlich klingen Versprechen hiesiger Reiseagenturen, und auch die Hoffnungen, Bedürfnisse und Rechtfertigungen ihrer Kundschaft.
Vor recht genau einem Jahr war ich in M. Als ich vor der Abreise gefragt wurde, warum ich denn nun aus – gerechnet nach M. wolle, antwortete ich mit einem Phrasengerümpel, das dem obigen recht ähnlich war. Ich wusste nicht allzu viel über M. – nur Banalitäten. Der obligatorische Lonely Planet lag unberührt schon seit Wochen auf dem Kaffeetisch.
Spontanität ist toll, auch beim Verreisen. Eine Fahrt ins Blaue ist aufregend. Ich mag es, ohne große Pläne ins Auto oder aufs Rad zu steigen und ins Irgendwo hinzufahren. Nicht zu wissen, was einen erwartet. Und warum nicht auch einfach in den Flieger, wenn es erschwinglich ist?
Nach einer Woche Rundreise waren meine Begleitung und ich jedoch alles andere als zufrieden mit unserem Aufenthalt in M. Vieles funktionierte nicht, wie wir es wünschten und es regnete viele, lange Tage. Der Schlamm schwoll an – mit ihm unsere schlechte Laune. Auch fühlten wir uns von aufdringlichen Menschen belästigt, die scheinbar nur darauf gewartet hatten, unsere Nerven zu strapazieren. Zugegeben: Wir boten auch eine große Angriffsfläche, so planlos und unsicher, wie wir durch die verwinkelten Gassen diverser orientalischer Altstädte huschten.
Irgendwann bekam ich einen Tinnitus. Regenwolken und Schlammmassen verschwanden nicht. Die Prognosen versprachen alles andere als Besserung. Andere Reiseziele erschienen uns nun wesentlich reizvoller. Darüber ließ sich gut plaudern in unserem Refugium, am Pool inmitten eines malerischen Riadhs, in dem ich – sollte sich einmal der richtige Anlass anbieten – gerne eine rauschende Party schmeißen möchte.