„Zäune verhindern Migration nicht“

Von Christine Wolfrum

Die Europäische Union versucht verstärkt in afrikanischen Ländern die Migration innerhalb des Kontinents und auf den Routen nach Norden zu verhindern. Dafür nimmt sie viel Geld in die Hand, verneint gleichzeitig jedoch die eigene Verantwortung und nimmt Menschenrechtsverletzungen in Kauf. Ein Interview mit Sophia Wirsching, Referentin für Migration und Entwicklung bei Brot für die Welt.

2017 haben 190.000 Menschen Asyl in Deutschland gesucht. Das sind rund 100.000 weniger als 2016. Machen sich weniger Menschen auf den Weg, um Europa zu erreichen?

Ehrlich gesagt wissen wir noch nicht genau, was die Ursache dafür ist, dass weniger Migrant*innen im vergangenen Jahr beispielsweise über Libyen – eine der derzeitigen Hauptrouten – nach Europa gekommen sind. Wir gehen davon aus, dass die Maßnahmen der Europäischen Union (EU) zur Migrationsverhinderung greifen. Tatsächlich kommen auch in Libyen weniger Migrant*innen an. Möglicherweise nehmen sie andere Routen, denn die Ursachen, die Menschen in die Migration treiben, bestehen weiterhin. Eine stark abschreckende Wirkung haben sicherlich die Bilder von versklavten Flüchtlingen aus Nigeria, die auch in Afrika überall gezeigt worden sind. Aufgrund dieser angsteinflößenden Fotos wollen Menschen nicht mehr über Libyen kommen. Tatsächlich befinden sich dort aber noch viele hunderttausend geflüchtete Menschen. Laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) gibt es in Afrika rund 36,1 Millionen Migrant*innen. Das Gros davon, nämlich knapp 25 Millionen, leben innerhalb Afrikas, zumeist in Nachbarländern. Nur 8,9 Millionen Afrikaner*innen leben in der EU. Es ist schon interessant, wie sehr wir uns gegen diese Migrant*innen schützen, obgleich die Zahlen nicht wirklich ins Gewicht fallen.

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