Gehen Sie nicht über Los…

Ein Interview von Agnes Andrae

Gehen Sie nicht über Los…

In 17 Jahren durch 8 Länder: Kazim ist 19 Jahre alt und floh von Afghanistan nach Deutschland.

Kazim, wann begann deine Fluchtgeschichte?

Ich bin in Afghanistan geboren. Als ich zwei Jahre alt war, sind meine Mutter, meine Geschwister und ich in den Iran gegangen. Mein Vater starb in Afghanistan. 2007 floh ich weiter in die Türkei.

Wieso musstest Du in die Türkei fliehen? Wie kamst bist Du dorthin?

Das Leben im Iran war sehr schwierig. Wir hatten keine gültigen Passpapiere. Die Regierung im Iran verabschiedete zudem einen neuen Beschluss, der uns in Gefahr brachte, nach Afghanistan abgeschoben zu werden.1 Davor hatten wir sehr viel Angst. Wir wussten nicht, ob sie auch uns abschieben würden, die einzige Möglichkeit sich davor zu schützen war, die Polizei zu bestechen.

Nach einem Streit mit meiner Mutter und meinem Bruder wusste ich, dass ich den Iran verlassen musste und bin allein in die Türkei gegangen. Direkt an der Grenze in der Türkei musste ich 20 Tage warten und mich verstecken. Ich und andere Flüchtlinge sind dann mit kurdischen Schleppern in einem LKW in das Landesinnere gefahren worden. Die Schlepper hatte ich bereits im Iran kennen gelernt. Sie gaben uns gefälschte iranische Passpapiere.

Wir sind dann weiter mit einem Bus nach Istanbul gefahren. Die Fahrt dauerte 25 Stunden. Auf der Fahrt wurden wir fünf mal von der Polizei angehalten und unsere Papiere kontrolliert. In Istanbul wurde ich in ein Haus gebracht und dort festgehalten. Sie zwangen mich, meine Mutter im Iran anzurufen und um Geld zu bitten. Erst als sie das Geld hatten, wurde ich wieder freigelassen. Ansonsten hätten sie mich getötet. Meine Mutter musste das Geld im Iran an Kontaktpersonen der kurdischen Mafia in der Türkei, die mich festhielten, übergeben. Man kann sich das wie eine Firma vorstellen.

Nach meiner Freilassung lebte ich einen Monat ohne Geld in einem Stadtteil nahe des Zentrums in Istanbul. Danach fand ich einen Job als Schneider und arbeitete für einen Monat. Ich konnte 1000 Dollar für meine Weiterflucht nach Griechenland sparen.

(der ganze Artikel im PDF Format)