Und jetzt?

Text und Übersetzungen von Ryan Cartwright und Elena Stingl

Der New Yorker Milliardär, Reality-Show-Star und Kandidat der Republikanischen Partei, Donald J. Trump, hat den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 für sich entschieden. Dieses Ergebnis ist jedoch weniger ein Erfolg der Republikaner. Es ist das Versagen der Demokratischen Partei. Eine dringend notwendige Untersuchung der amerikanischen Linken.

Seltsame neue Anstandsregeln haben sich im amerikanischen Diskurs breit gemacht. Wer heute in Ge- sprächen nicht dauernd Bekenntnisse ablegt, wessen Anhänger man ist, oder besser noch nicht ist, der springt in Wasser ohne Bodensicht. Diese Stimmung ist, nunmehr einen Monat nach den Wahlen, immer noch zu greifen. Die Anspannung ist so hoch, dass alle sich angewöhnt haben, Stellung zu beziehen, wenn sie etwas zum Thema Politik sagen.
Wer in den Küstenstädten anti- Clinton ist, könnte am Ende noch seinen Job verlieren, und wer im ländlichen Amerika anti- Trump ist, riskiert seine leibliche Sicherheit. Und pro-Fidel? Vergesst es. So verbittert ist es geworden. Und so prekär ist die wirtschaftliche Lage. Die Geschichte, die wir uns zu lange selbst erzählten, musste ja irgendwann ein- reißen. Zuletzt bediente vor allem die amerikanische linksliberale Presse das Narrativ. Trump konnte es gelingen, all die weißen, ökonomisch extrem benachteiligten Arbeiterinnen und Arbeiter hinter sich zu bringen, indem er ihre aufgestaute Wut anzapfte. Dieses Narrativ wurde nicht weiter gedacht: Warum würden diese Wählerinnen und Wähler eher einem Milliardär glauben, dass er ihre Sorgen und Bedürfnisse versteht, als Politikerinnen der Demokratischen Partei, die traditionell eher auf der Arbeitnehmerseite stehen müssten? Statt Antworten auf diese Fragen zu finden, statt härter mit den Demokraten ins Gericht zu gehen, wird das einseitige Narrativ weiter verbreitet. Es ist das Öl, das an die Wasseroberfläche steigt und während es alles verdirbt, das es berührt, wird es auch noch die letzten Winkel irgendwann erreichen. Ich möchte mir dieses Narrativ genauer ansehen, wie es in den Nachrichten und der Politik funktioniert, und so auf das Manko der Demokratischen Partei und ihre dringend notwendige Sanierung aufmerksam machen.

(der ganze Artikel im PDF Format)