Über Grenzen, gegen Grenzen, für die Freiheit

Von Veit Schwab

Über Grenzen, gegen Grenzen, für die Freiheit

Am 17. Mai 2014 überschritten die Aktivistinnen und Aktivisten des transnationalen March for Freedom die Grenze von Kehl (Deutschland) nach Straßburg (Frankreich) – 500 Kilometer und drei weitere Grenzüber- tritte lagen zu diesem Zeitpunkt noch vor ihnen.

Ende Mai, irgendwo im Saarland. Zwischen grünen Wiesen schlängelt sich der Protest- marsch durch die Pampa. Mal schweigend, mal in Gespräche vertieft, mal laut und ausgelassen. Links und rechts von mir beackert landwirtschaftliches Gerät die weiten Felder. Mein Fuß stößt an einen Stein am Wegrand. Er wird zum Stolperstein, erinnert mich an eine Tatsache, die mir angesichts der landschaftlichen Idylle reichlich absurd vorkommt: Ich laufe gerade mitten auf einer europäischen Grenze. Links von mir wird auf einem Flecken Erde namens ‚Frankreich‘ gemäht, rechts in ‚Deutschland‘. Wenn ich meine Beine weit genug strecke, bin ich überall, oder nirgends ganz. Das soll sie also sein, die Grenze? Ja. Auf die gesellschaftliche Position kommt es an!

Der Protestmarsch

„Wir sind Geflüchtete, Immigrierte, Sans-Papiers (Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus), genauer gesagt die europäischen Non-Citizens. Seit Jahren leben wir in dieser Gesellschaft ohne jeglichen gesetzlichen Schutz, und ich würde sagen, dass Demokratie ohne den Respekt der Menschenrechte nicht existiert.“ – Robert

Die Route führte die circa 100 Teilnehmenden des Protestmarsches, „die die gemeinsame Wut gegen die rassistische Migrationspolitik der EU teilen“, durch verschiedene Nationalstaaten, Regionen, entlang von Autobahnen, Landstraßen, durch Dörfer und Städte, im Trockenen und (glücklicherweise eher selten) im Regen. Wir begegnen winkenden Anwohnern und Anwohnerinnen, tanzen in einem französischen Dorf mit einer alten Dame auf der Straße. Aber auch: Industrielle Brache, bröckelnder Putz, Tristesse; ein Mann grüßt uns mit rechts erhobenem Arm, Plakate der NPD und des Front National baumeln von den Straßenlaternen. Hängen diese nicht zu hoch, sind sie schnell nicht mehr da. Ansonsten hängen sie danach halt noch ein Stückchen höherUm das Ziel pünktlich zu erreichen, musste täglich ein Pensum von 15-20 Kilometern zurückgelegt werden. Genauso vielfältig wie die Route waren die Nachtquartiere: Turnhallen mit warmer Dusche, Sportplätze, grüne Wiesen im Nirgendwo, Stadtparks und, im schlechtesten Fall, auch Mal ein rauer Parkplatz. Unterwegs sorgten solidarische Kochkollek- tive aus den verschiedensten Teilen Europas und ein perfekt ausgerüstetes Logistikteam für großartige Mittag- und Abendessen sowie eine bezaubernde Zeltstadt.

(der ganze Artikel im PDF Format)