flüstern gegen wölfe

Von SAID

Flüstern gegen Wölfe

Einer von uns sprang auf einen tisch und sagte, daß wir jetzt die flucht wagen sollten. es gebe Gerüchte, daß die Regierung uns loswerden wolle. er sagte auch, daß nicht viele überleben würden. wir schrien auf, rannten zum Tor, drückten es auf und suchten das weite –

Einige sind unter den Schüssen gefallen. von jetzt an sollte jeder für sich selbst sorgen; in Gruppen wären wir sofort aufgefallen. aber edek wollte bei mir bleiben. er kam aus dem Süden, in der Stadt hatte er niemanden.

Mein alter Lehrer öffnete und nahm uns auf, obwohl er mich erkannte. er bot uns zu essen an, was er im haus hatte. für eine weile hielt er am Fenster wache, dann ging er in der Küche umher. wann immer sich unsere blicke trafen, verscheuchte ich die frage – bis er antwortete.

– ich bin ein alter mann und herzkrank. ich hielt beim kauen inne.

– und wenn sie erwischt werden? sie kennen ja die Methoden …

er legte beide Hände auf die Brust.

– da hoffe ich, daß mein Herz mich nicht im stich läßt. dann machte er für jeden von uns ein Brot. beim abschied wollte ich ihn umarmen, doch er drehte sich zum Fenster um und spähte hinaus.

– kein Soldat in Sicht. wir steckten die Brote ein und rannten in den wald. als wir uns in Sicherheit wähnten, schaute ich meinem Zellengenossen in die Augen.

– der Lehrer verrät uns nicht.

Edek legte die rechte Hand auf ein Auge – als Zeichen seines Einverständnisses. wenn er aufgeregt war, versuchte er nicht einmal zu sprechen. die Nacht schliefen wir unter zweigen. bei Sonnenaufgang hörte ich, wie jemand von weither einen Gassenhauer pfiff. ich erwiderte, bis mein Lehrer uns fand.

– ich bringe euch in die alte Scheune.

Wie lange wir dort blieben, weiß ich nicht – die zeit verging langsam. dagegen erzählten wir uns Geschichten. es gab eine einzige Einschränkung: niemand dürfte von der Gefängniszeit sprechen. Edek erzählte immer dieselbe Geschichte, um weniger zu stottern.

Barfüßig gingen wir ins Gefängnis, damals.

Die Platanen schauten zur erde.

Der Wind stahl sich fort.

Die Passanten versteckten sich. andere verriegelten Tür und Fenster.

„wisset! wir gehen barfuß und leise, um euch nicht zu vergessen.“

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