Müsste Supermann abgeschoben werden?
Von John Figueroa
Müsste Superman abgeschoben werden?
Gibt man die Worte ‚Superman’ und ‚undocumented immigrant’ in eine Suchmaschine ein, stößt man unweigerlich auf eine ganze Reihe humoristischer Artikel und Videos, die darauf hinweisen, dass der Superheld eigentlich gar kein Aufenthaltsrecht in den Vereinigten Staaten hat. Wie kann das sein? Wie ist es möglich, dass dieses überragende Symbol der Aufrichtigkeit, dieser Held mit der Stärke eines Gottes, der sich im Kampf gegen Bösewichte durch die Lüfte schwingt, ja dessen Kostüm sogar rot, weiß und blau ist, und der (in seiner ursprünglichen Inkarnation) stolz erklärte, er stünde für „Wahrheit, Gerechtigkeit und die amerikanische Lebensart!“1 , wie kann er rein rechtlich von Abschiebung bedroht sein? Klar, Superman ist natürlich eine fiktionale Figur, die 1933 von Autor Jerry Siegel und Zeichner Joe Shuster geschaffen wurde. Seither fand seine Popularität in außerordentlich erfolgreichen Comicbüchern, Fernsehserien, Merchandising und riesigen Hollywoodfilmen Ausdruck. Aber wichtiger noch, er wurde zum Symbol dessen, was einen Superhelden ausmacht. Er ist eine Ikone im wahrsten Sinne des Wortes.
Der letzte Sohn Kryptons
Wenn man all dies berücksichtigt und seine ungewöhnliche Herkunft betrachtet (die sich verständlicherweise im Laufe der Jahre von Kreativteam zu Kreativteam veränderte), führen hypothetische Gedankenspiel über seinen Zuwandererstatus zu einer interessanten Debatte.
Superman wurde auf dem Planeten Krypton geboren, der am Rande der Zerstörung stand, als ihn seine Eltern in einer Rakete zur Erde schickten (wo ihm unsere Sonne Superkräfte verlieh), um sein Leben zu retten. Kal-El (wie Superman richtig heißt) stürzte im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten ab, wo er von Jonathan und Martha Kent gefunden wurde. Das Ehepaar zog ihn wie seinen eigenen Sohn auf und so wurde Clark Kent, Supermans geheime Identität, geboren. Das Problem mit diesem Szenario ist, dass die Kents damit ganz klar gegen die Gesetze der USA verstoßen haben, da sie nicht seine biologischen Eltern sind und er keinerlei Aufenthaltsrecht im Land hat. Sie hätten ihn vielmehr bei den zuständigen Behörden melden müssen, die ihn dann in Gewahrsam genommen und ein Verfahren eingeleitet hätten. Um das Problem zu lösen, müsste Superman erst das Land verlassen und auf legalem Wege ein Visum beantragen. Also stellt sich tatsächlich die Frage: Müsste Superman abgeschoben werden?
Das mag alles etwas absurd klingen, aber man bedenke die aktuelle Relevanz: Einwanderung ist derzeit in den Vereinigten Staaten ein hochbrisantes Thema, die Stimmung ist geladen. Es gibt Millionen illegaler Einwanderer im Land, die seit Jahrzehnten dort leben – dort arbeiten, Steuern zahlen, Kinder bekommen haben, usw. Aber sie sind auf illegale Weise in das Land eingereist, was soll also mit ihnen geschehen?
Soll eine Amnestie ausgerufen werden, die ihnen einen legalen Status ermöglicht? Eine Massenabschiebung? Wenn dann noch die ‚Ströme’ mittel – amerikanischer Kinder ins Spiel kommen, die derzeit ihr Heil im Norden suchen, um in den USA Flüchtlingsstatus zu beantragen, dann erscheinen die lustig (wenn auch vielleicht etwas offensichtlich) wirkenden Artikel und Videos auf einmal in einem ernsthaften Licht.