Romeo und Julia

Von Agnes Andrae

Romeo und Julia

Seit diesem Jahr bieten Sub und LeTRa gemeinsam Deutsch-Konversationskurse an, um Migrantinnen und Migranten besser in die schwul-lesbische Szene zu integrieren. Ein Interview mit Rita Braaz von LeTRa und Sascha Hübner von Sub über ihre Erfahrungen aus der Praxis in der Beratung von homosexuellen Flüchtlingen.

Wie kommen denn die Leute zu euch?

Sascha: Hauptsächlich durch die Anwälte eigentlich. Dann sind viele einfach sehr fit im Internet und finden uns darüber.

Rita: Bei uns ist es auch entweder Anwältin oder Internet.

Sascha: Ich muss hier auch einmal eine Lanze für die Caritas brechen – das tuh ich ganz selten, aber mit der Caritas in der Flüchtlingsberatung mache ich immer wieder gute Erfahrungen. Die schicken uns auch ab und zu Leute her. Das beeindruckt mich dann immer wieder. Weil normalerweise ist ja deren weltanschaulicher Auftrag so ein bisschen – vielleicht nicht nur so ein bisschen, sondern diametral zu der Unseren…

Was für Personen, Geschichten, Problemfelder, etc. begegnen euch in der Beratung mit lesbischen und schwulen Klientinnen und Klienten, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen?

Rita: Wir haben im Moment immer noch erst eine Nation eigentlich. Bei uns sind erstaunlicherweise alle Frauen ausschließlich aus Uganda.

Sascha: Interessant, da haben wir gar nicht so viele. Senegal eher und Nigeria.

Rita: Auffällig bei uns in der Beratung wird, dass immer wieder, wenn lesbische Liebe als Verfolgungsgrund im Erstinterview genannt wird, quasi dieses „Lesbischsein“ von den Behörden in Frage gestellt wird. Es ist offensichtlich nicht vorstellbar, dass eine Frau wirklich lesbisch ist, sondern ihre Aussage wird dann als angenommener Flucht- oder Asylgrund behandelt. Das finde ich einfach unglaublich. Wir haben ja ein Strafrechtssystem, das im Zweifel für den Angeklagten ist und daher besteht erstmal eine Unschuldsvermutung. Bei Flüchtlingen aber habe ich das Gefühl, dass erstmal die Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird. Und zwar grundsätzlich. Und dass dann die Beweislast bei den geflüchteten Personen liegt. Es wird also nicht von der Unschuld ausgegangen in dem Sinne, dass Menschen, die hier her kommen, einen Grund haben. Jeder angegebene Grund wird erst einmal angezweifelt. Dieser Zweifel scheint mir als Generalzweifel zu existieren, also bei jeder Flüchtlingslesbe wird erstmal die Identität selbst angezweifelt

(der ganze Artikel im PDF Format)