Pedestrian Kraut Mob

Beobachtungen von St. Müller

Was eine Gruppe professioneller Straßenmusiker beim Musizieren so alles beobachtet und wie sie ihre Gelegenheits-Zuhörer beeinflussen.

Auch wenn es uns zuallererst darum geht, unseren Lebensunterhalt durch Musizieren zu bestreiten, bemerken wir doch immer wieder eine gewisse Macht, eine Narrenfreiheit bei unserem künstlerischen Tun. Gemessen an den zuweilen recht einfachen popkulturellen Mitteln, die wir verwenden, ist es mir manchmal sogar ein wenig peinlich, welche Aufmerksamkeit wir durch unsere Musik auf uns ziehen. Gleichzeitig macht es aber auch einfach Spaß. Trotzdem: Man muss schon eine Neigung dazu spüren. Dem Autor dieser Zeilen liegt das vergleichsweise eher weniger. Ich bin bei unseren Auftritten zwar im Mittelpunkt des Geschehens, falle dort aber nicht weiter auf, denn ich kann mich meist hinter meinem Instrument, einem Kontrabass oder einem Banjo verstecken. Meine Funktion ist es, gemeinsam mit dem Akkordeonisten und dem zweiten Kontrabassisten für Rückhalt, die richtige akustische Kulisse und Stabilität zu sorgen, damit die Kollegen weiter vorne Ihren Job zuverlässig erfüllen können.

Die Hauptfiguren in der ersten Reihe sollten für ihre Aufgabe hingegen den natürlichen Hang besitzen, gerne im Mittelpunkt zu stehen, von sich, ihren Ansichten und Talenten (die nicht gezwungenermaßen echten Sinn und Zusammenhang ergeben müssen) felsenfest überzeugt. Und hundertprozentig stehen sie hinter dem, was sie da tun oder können es zumindest perfekt vortäuschen. Wenn einen die eigene Sozialisation schon zum Alphatier hat werden lassen und man dann auch noch zu Exaltiertheit neigt, ist das eine gute Voraussetzung. Auch Schlagfertigkeit ist von großem Nutzen.

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