„Köln hat gezeigt, wie krass rassistisch Deutschland ist“
Von Marianne Walther
Nach den sexuellen Übergriffen in der Kölner Silvesternacht sowie den darauf folgenden rassistischen Reaktionen gründete sich die Kampagne #ausnahmslos. Hinterland sprach mit der Mitgründerin Kristina Lunz über die Kampagne, die Folgen von Köln und das Sexualstrafrecht.
Worum geht es in der Kampagne #ausnahmslos genau?
Wir sind 22 Feminist_innen, die nicht akzeptieren wollen, dass Populist_innen und Rassist_innen Feminismus missbrauchen, um gegen Geflüchtete und all diejenigen, die sie als ‚die Anderen’ verstehen, zu hetzen.
Der konsequente Einsatz gegen sexualisierte Gewalt jeder Art ist unabdingbar und von höchster Priorität. Dazu ist es für alle schädlich, wenn feministische Anliegen von Populist_innen instrumentalisiert werden, um gegen einzelne Bevölkerungsgruppen zu hetzen. Dies geschah in der Debatte um die Silvesternacht in Köln und in anderen deutschen Städten.
Sexualisierte Gewalt darf nicht nur dann thematisiert werden, wenn die Täter die vermeintlich ‚Anderen‘ sind: die muslimischen,arabischen, schwarzen oder nordafrikanischen Männer – kurzum, all jene, die rechte Populist_innen als ’nicht deutsch‘ verstehen. Sie darf auch nicht nur dann Aufmerksamkeit finden, wenn die Opfer (vermeintlich) weiße Cis-Frauen sind. Der Einsatz gegen sexualisierte Gewalt muss jeden Tag ausnahmslos politische Priorität haben, denn sie ist ein fortwährendes Problem, das uns alle betrifft. 2014 ergab eine Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), dass mehr als die Hälfte aller Frauen bereits sexuell belästigt wurde und ein Drittel sexualisierte und/oder physische Gewalt erlebte. Die polizeiliche Kriminalstatistik weist jährlich mehr als 7.300 angezeigte Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen in Deutschland aus. Das sind zwanzig jeden Tag und die Dunkelziffer liegt weitaus höher.