„Die Frage ist:Was machen wir dagegen?“

Von Caroline v.Lowtzow

„Die Frage ist: Was machen wir dagegen?“

An Pfingsten 2000 ermordeten Neonazis in Dessau den dreifachen Familienvater Alberto Adriano wegen seiner Hautfarbe. Der Sänger Adé Bantu hat ein Jahr nach dem Mord das afrodeutsche Künstlerkollektiv Brothers Keepers mit Musikern wie Xavier Naidoo, Samy Deluxe, Afrob oder Torch ins Leben gerufen, um ein musikalisches Statement in der Debatte um rassistische und rechtsextreme Gewalt abzugeben. Im Juli 2001 veröffentlichten die Brothers Keepers die erfolgreiche Single „Adriano (letzte Warnung)“. Nach Recherchen der Initiative „Mut gegen rechte Gewalt“ und des Opferfonds „CURA“ wurden zwischen 1990 und 2009 149 Menschen Todesopfer rechter Gewalt. Ein Gespräch anlässlich des Jubiläums der Brothers Keepers über Rassismus, Ausgrenzung und Sortieren.

Sie selbst leben seit einiger Zeit in Lagos, Nigeria, und wenn man eine E-Mail an den offiziellen Kontakt schickt, kommt erst einmal eine Fehlermeldung zurück. Gibt es Brothers Keepers überhaupt noch?

Das Projekt Brothers Keepers gibt es noch, aber den Verein, den wir damals gegründet haben, um Initiativen gegen rechts sowie die Opfer rechter Gewalt zu unterstützen, der befindet sich in Auflösung. Wir haben unseren Job mit dem Verein getan. Jetzt geht es darum, die Arbeit zu professionalisieren und an kompetentere Stellen weiterzuleiten wie die AmadeuAntonio-Stiftung, mit der wir seit zehn Jahren eng zusammenarbeiten.

Nach dem Mord an Alberto Adriano haben Sie den Startschuss für Brothers Keepers gegeben. Was war Ihre Motivation? Adriano war ja bei weitem nicht das erste Opfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung…

Zum einen war ich ein Jahr vorher selbst Vater geworden und konnte auf einmal sehr gut nachempfinden, was es heißt, so einen Verlust zu erfahren. Außerdem fühlte ich mich machtlos, denn, wenn mir etwas zustoßen sollte, was würde dann aus meinem Kind? Zum anderen war alles in Euphorie aufgrund des Millenniumswechsels – und plötzlich wird jemand wegen seiner Hauptfarbe angegriffen. Es hat mir einfach gereicht. Wir haben immer wieder Songs gemacht, in denen wir Rassismus angeprangert haben, aber niemand hat hingehört. Da musste man einfach eine ganz klare Ansage machen. Sowohl an die Rechtsradikalen als auch an Deutschland: Es ist Zeit, dass man endlich die Vielfältigkeit des Deutschseins anerkennt. Wir haben keine Lust mehr, uns ständig zu erklären.

(der ganze Artikel im PDF Format)