Endlich kann ich leben, wie ich bin

Von Konrad Hirsch

Die Initiative Refugees@Sub erhielt im April 2018 den Förderpreis Münchner Lichtblicke. Ehrenamtliche Mentoren unterstützen schwule Geflüchtete bei Behördengängen, beraten im Asylverfahren, helfen bei der Anwaltssuche, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, beim Erlernen der deutschen Sprache. Konrad Hirsch, einer der Mentoren, berichtet, wie er im Team mit seinem nigerianischen Mentee Lateef einige Hürden überwunden hat.

Erste Annäherungen

Als ich Lateef erstmals traf, war er scheu und kurz angebunden. Dezember 2015, Münchner Hauptbahnhof, ein kurzer Wortwechsel zwischen eilenden Passanten. Wir hatten Tage zuvor bei Planetromeo gechattet und uns über WhatsApp flüchtig ausgetauscht. Er hatte den Link zu seinem Wohnort geschickt. Eching. Eine Schule. Eine Turnhalle? Die Turnhalle, wo in Eching zu dieser Zeit mehr als 200 Geflüchtete untergebracht waren, wie auf den Webseiten der Gemeinde zu lesen war?

Nachrichten über Flüchtlingsströme auf allen Kanälen. Abstrakt für mich und weit weg. War Lateef einer von denen, über die da berichtet wird? Wie ist er hergekommen? Warum hat er sein Land verlassen? Wie lebt er hier? Doch keine Zeit Fragen zu stellen. Er müsse weiter. Essen abholen. Zur Straßenbahn gehen. Glück, dass er in diesem Moment einwilligte, ihn mit meinem Auto zu dem kleinen afrikanischen Bistro zu fahren, aus dem er nach Minuten mit mehreren Tüten kam. Glück, dass er nicht zu scheu und ich zu neugierig war. Glück, wie wir beide heute wissen.

(der ganze Artikel im PDF Format)