zitiert – kommentiert

Von Hubert Heinhold

„Über den Wolken muss die

Freiheit wohl grenzenlos sein …“

Wer teilt sie nicht, die Sehnsucht nach der grenzenlosen Freiheit? Der eine meint Repressionslosigkeit, die andere Unabhängigkeit, der nächste die geistige Freiheit, andere verstehen darunter konkrete Dinge wie „no border“, „break the wall“, keinen Knast und keine Psychiatrie et cetera. Nicht erst seit 1968 ist grenzenlose Freiheit ein Sehnsuchtsort.

28Dass die Freiheit der Minderheit auch die Freiheit der Mehrheit beschneiden kann, erleben wir gerade in diesen Tagen sehr schmerzhaft. Die Wirtschaft prägt die Außenpolitik der Staaten. Ob ein afrikanisches oder lateinamerikanisches Land Visumsfreiheit genießt, hängt weniger von historischen Verknüpfungen, sondern von politischen, geostrategischen und wirtschaftlichen Interessen ab. Die Ökonomie vor allem ist es, die die Grenzen erhält oder niederreißt und eine USA, eine EU oder auch nur einen Euro-Raum schafft. Jenseits dieser Interessen gibt es kein „Menschenrecht auf Reisefreiheit“, jedenfalls nicht in der Realität, sondern allenfalls in schönen Postulaten.

Das Postulat „no border“ ist daher gegenwärtig nichts anderes als gut gemeint, ein Scheck auf eine Zukunft, für die zu kämpfen wir aufgefordert sind. Noch sind wir allerdings weit entfernt von einer supranationalen oder gar überkontinentalen Gemeinschaft.

Auf der politisch-strategischen Ebene ist es nötig, eine offene Debatte über die interkontinentalen Wanderungen zu führen, über die Grenzen der Aufnahmebereitschaft und die Risiken und Folgen von Wanderungsbewegungen für die Länder auf der südlichen Erdhalbkugel. Eine grenzenlose Welt ist gegenwärtig ebenso wenig wünschenswert wie das eingemauerte Europa oder Amerika. Dass deren Mauern und Abwehrbollwerke geschleift werden müssen, ist klar. Welche Regelungen – und damit Begrenzungen – vernünftig und gerecht sind und wie man sie weltumspannend installieren kann, braucht noch viele Diskussionen, viel Zeit und auch die eine oder andere Revolution.

 

 

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