Ein freundliches Wort ist auch nicht nichts
Ein Interview von Jessica Schallock
Oder doch nur ein Teestube im Riesenlagerleben?
Es gilt als Pilotprojekt und soll auch auf andere Flüchtlingsunterkünfte übertragen werden. Im Interview gibt Tanja, eine Ehrenamtliche der ersten Stunde, eine Nahaufnahme vom Lighthouse Welcome Center in der Bayernkaserne. Die Innere Mission , die Ingvild Goetz Philanthropy und Lichterkette e.V. haben im Ein- gangsbereich des ehemaligen Militärgeländes eine Anlaufstelle eingerichtet, in der Ehrenamtliche den Flüchtlingen und der Anwohnerschaft Auskunft geben – und manchmal auch einfach zusammen Tee trinken. Doch oft muss zwischen den Fronten vermittelt werden.
Wie kann man sich das Lighthouse Welcome Center vorstellen?
Es ist ein Stand aus Holz, ich glaube, ein ehemaliger Wiesn- Stand. Eine achteckige Bude, vorne zwei große Fenster, die man nach außen hochklappt: wie ein Glühweinstand auf dem Volksfest. Wir machen drinnen die Lichter an und stehen hinter einem Tresen. Meistens sind wir zu zweit und sprechen mit den Leuten draußen. Der Stand ist funktional ein- gerichtet, mit Fächern für Infoma- terial und Platz für Aushänge mit Informationen und den tagesak- tuellen Angeboten, teils in verschiedenen Sprachen. Wir haben auch einige Wörterbücher und auch so Kauderwelschbücher, beispielsweise in Urdu. Eines in Wolof nehme ich immer her, wenn Menschen aus dem Senegal kommen. Wir machen dann gemeinsam Begrüßungszere- monien und haben etwas Spaß. Das ist ganz lustig.
Welche Art von Informationen habt ihr im Lighthouse?
Grundsätzlich haben wir am Stand einiges an Info-Materialien: Wo sind die Ärzte? Wo kann man Fußball spielen und mit wem? Wo und wann kann man Deutsch lernen? Welcher Bus fährt wohin? Diese Informationen waren vorher nicht so gebündelt an einem Ort erhältlich. Organisatorisches wissen meist die Wachleute. Aber die haben natürlich nicht die Infos zu den ganzen Aktivitäten, die angeboten werden. Es ist also auch eine Bündelung von Ange- boten anderer Freiwilligen, wie Sprachkurse oder Sport.
Wie begegnen euch die Flüchtlinge und Ratsuchenden ganz allgemein?
Meist positiv. Viele kommen erst einmal und trinken einen Tee. Man kommt ins Gespräch. Manche erzählen von sich aus über ihre Heimat oder über die Flucht, andere wollen nicht darüber sprechen. Neulich hat einer viele Fotos von seiner gesamten Familie auf seinem Handy gezeigt. Eine Frau war mal da, die total begeis- tert war, alles toll fand und die Deutschen so nett. Sie kam aus Syrien und konnte gut französisch sprechen. Eine sehr gebildete Frau. Andere sind weniger positiv, aber so richtig Negatives habe ich bislang nicht mitbekommen. Manchmal sind auch frisch Angekommene am Lighthouse, die nur „Asyl“ sagen können. Dann müssen wir sie zur Erstregis – trierung schicken.
Von woher kommen die Leute dann?
Vom Bahnhof oder sie wurden von irgendwelchen Bekannten geschickt. Manche bringt an- scheinend auch die Polizei. Und ja, das finde ich traurig oder erschreckend, wie einige ankom- men: frierend und man merkt, dass sie einen langen Weg hinter sich haben, der wirklich anstren- gend war. Und jetzt kommen sie hier an und es ist nicht wirklich schön für sie in der Bayernkaserne.