„Die internationale Gemeinschaft hat versagt“

Ein Interview von Agnes Andrae

Karim Alwasiti ist seit 15 Jahren Mitarbeiter beim Flüchtlingsrat Niedersachsen. Er berät im Auftrag von Pro Asyl und dem Flüchtlingsrat Niedersachsen bundesweit Geflüchtete, die darum kämpfen, dass ihre Familienangehörigen im Rahmen des Familiennachzuges nach Deutschland kommen können.

Du berätst seit Jahren Geflüchtete aus Syrien und beschäftigst dich mit der Situation in dem Land. Seit fast sieben Jahren herrscht dort nun schon Bürgerkrieg. Was bedeutet der Krieg für die Bevölkerung?

Die brutalen Kämpfe, die auf dem Rücken der Bevölkerung geführt werden – von allen Seiten -, gehen weiter. Wir befinden uns jetzt im siebten Jahr des Konfliktes in Syrien und es sieht auch weiterhin nicht so aus, als ob irgendeine politische Lösung, durch die das Blutvergießen gestoppt werden kann, in Zukunft gefunden wird. Das Regime hat mit Hilfe von Verbündeten große Gebiete erobert, das heißt die brutale Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen von Seiten des Regimes werden auch weiter gehen. Derzeit sind sechs Millionen Menschen in Syrien akut auf Unterstützung angewiesen, was die Versorgung angeht. Wir reden hier von Menschen, die zwischen die Fronten geraten sind, wir reden von Menschen, die mehrfach vertrieben wurden, da sich die Fronten ständig verschieben. Das heißt, die Situation ist nach wie vor schrecklich genug und die Bevölkerung ist das Hauptopfer dieses Konfliktes. Die internationale Gemeinschaft hat versagt, die Menschen aus Syrien vor Verfolgung und dem brutalen Umgang des Regimes zu schützen und zu einer Lösung beizutragen. Auch bei der Versorgung der Geflüchteten aus Syrien wird dieses Versagen klar und deutlich. Die Hilfsorganisationen sind seit Beginn des Krieges unterfinanziert. Sie bekommen nicht die nötige Unterstützung, um die Bedarfe dieser Menschen, in Syrien und in den Nachbarländern, adäquat zu versorgen. Die Menschen aus Syrien sind somit in ihrem eigenen Land zwischen den Fronten eingekesselt.

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