zitiert – kommentiert

Von Hubert Heinhold

„Gewaltige Probleme mit jungen Flüchtlingen“

Bild-Zeitung am 20.08.14

Diese alte Schlagzeile zieht der immer reaktionärer werdende Frank Plasberg für die Sendung „Hart aber fair“ vom 23.02.2015 aus dem Papierkorb, um sich der Sorgen der Pegida-Anhängerin- nen und -anhänger anzunehmen. Denn die Polizei be-schönige und behaupte im Gegenteil „offiziell“, „nur ein sehr kleiner Teil mache als Intensivtäter Probleme“. Tatsächlich wird jeder, der sich um Flüchtlinge kümmert, schon erfahren haben, dass es auch unter ihnen Stinkstiefel gibt. Manche sind nur anspruchsvoll und nie zufrieden zu stellen; andere verkennen die Sitten und Ge- pflogenheiten und gehen deshalb fehl; manche sind durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse so „verbogen“, dass sie nicht immer situationsgerecht reagieren; und einige sind schlicht und einfach kriminell. Dies zu erkennen und offen auszusprechen ist nicht weiter schlimm, sondern nötig. Bei den Helferinnen und Helfern baut es Frust ab, den idealistische Vorstellungen erzeugen könnten. Schon manche von ihnen haben sich aus Enttäuschung zurückgezogen, wenn sie erfahren haben, dass nicht alles, was ihnen erzählt wurde, stimmt und dass auch ihre großmütigen Geschenke einen Ladendiebstahl nicht verhindert haben. Solche Illusionen müssen platzen, denn Not und Elend macht die Menschen nicht besser. Dies zu akzeptieren ist nicht nur für das eigene Seelenheil nötig, sondern auch für die Gesellschaft. Denn nur dann wird den Flüchtlingen keine Sonderrolle zugewiesen, nur dann werden sie als gleich akzeptiert, als Menschen wie Du und Ich. Sie nerven manchmal mit den uns fremden Lebensgewohnheiten und erfreuen uns, weil sie unseren Horizont erweitern genau wie der deutsche Wohnungsnachbar, der mit seiner lauten Musik aneckt und mit Blumengießen und Gefälligkeiten hilft. Wir müssen akzeptieren, dass die Vielfalt der neuen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner auch ihre Schattenseiten hat. Auch damit zu leben, ist die beste Antwort, die man denjenigen geben kann, die ihre Ein- falt zur gesellschaftlichen Norm erheben wollen.

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