Abartige gegen Abschiebung

Von Marty Huber

Besonderen Schutz sollten auch Flüchtlinge finden, die homo- oder transsexuell sind. Die Wiener Rosa Lila Villa hat sich dieser Aufgabe angenommen. Sie wirbt für Solidarität, Vernetzung und für LGBTIQ-Wohn- häuser in den Landeshauptstädten.

Über 20 Meter war es lang, das wahrscheinlich größte Transparent in der Geschichte der Rosa Lila Villa, dem Lesben-, Schwulen- und Trans*haus in Wien. Zu sehen war ein Portrait der damaligen ÖVP-Innenministerin Maria Fekter und die betenden Hände Albrecht Dürers, von denen Blut tropfte. „Maria Frontex“ stand dort zu lesen, sowie „Abartige gegen Abschiebung“. Anlass war die Verhaftung und anschließende Abschiebung eines Flüchtlings aus Nigeria, der zu spät den Fluchtgrund Homosexualität angegeben hatte. Außerdem könne er, so hieß es von Behördenseite, da seine Homo  – sexualität noch nicht amtsbekannt sei, innerhalb Nigerias umziehen und sich und seine Neigung verstecken. Innerstaatliche Fluchtalternative nennt sich das und wird besonders gern bei Ländern wie Nigeria, Indien oder Pakistan angewandt.

Über die letzten Jahre kamen immer wieder LGBTIQ- Flüchtlinge in die Rosa Lila Villa, um Unterstützung zu finden. Wegen der komplexen Asylverfahren und in Österreich halbjährlich stattfindenden Verschärfun- gen wurde für die Aktivist_innen immer klarer, dass sie eine genaue Auseinandersetzung mit der Situation und Fortbildung brauchten.

Das Asylverfahren basiert auf der Angabe des Fluchtgrunds, einer Verfolgungsgeschichte und eines Nachweises persönlicher Gefährdung. Für einige LGBTIQ-Flüchtlinge ist es das erste Mal, dass sie mit einer Behörde über ihre Geschichte reden müssen. Manche von ihnen sind selbst Aktivist_innen und schildern ihren Fluchtgrund sehr klar und spezifisch. Für andere ist der Gedanke an ein Coming-Out neu, oder angstbesetzt, wenn sie ihre sexuelle Identität bisher immer verstecken mussten. Im Asylverfahren müssen jedoch alle ihre Geschichte „glaubwürdig“ darlegen können. Und hier beginnt eine der großen Schwierigkeiten, die nach der gelungenen Flucht eintritt.

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