Willkommen in der Nische?
Von Julia Jäckel
Willkommen in der Nische?
Über (queer-)feministische Medienarbeit
Zahlreiche Möglichkeiten stehen der Genderaktivist_in zur Verfügung, um ihren Ärger über unsensible Geschlechterverhältnisse loszuwerden. Allen voran das Internet mit der verhei- ßungsvollen Option, die Rolle zwischen Rezipient_in und Produzent_in, sowie die lästige Frage nach dem ‚Geschlecht‘ hinter sich zu lassen. Dennoch geht es auch im Web 2.0 viel um klassische ,feministische‘ Themen, wie Sichtbarkeit und Repräsentation von ‚Frauen‘ in einer ‚männlich‘ dominierten Blogosphäre: Sich einmischen, Themen unterbringen, die in den etablierten Medien keinen Platz haben, und Stereotype dekonstruieren.
Das Web lockt mit Nischen, darin Platz zu nehmen und ein eigenes virtuelles Wohnzimmer zu erschaffen. Man lädt neue Bekannte zu sich auf die Couch, tauscht sich aus und knüpft solidarische Bande jenseits der Kategorie ,Frau‘. Partizipation für jede, die über einen Rechner und einen Internetanschluss verfügt. Schnell ist eine Debatte über die Bundesfamilienministerin Kristina Köhler losgetreten, ein Text zum Sinn und Unsinn europäischer Abtreibungspolitik gepostet oder sexistische (Wahl)werbung1 kommentiert. In der (Queer-)feministischen und ‚feministischen‘ Blogosphäre herrscht Vielfalt. Vielfalt über die feministischen Grundlagen und Begriffe, die Alltagspraxen und Meinungen. So vielfältig, dass der Eindruck entsteht, Blogs wie die Mädchenmannschaft (bekannt, da von den Autor_innen der Alphamädchen), der Mädchenblog (weniger bekannt) oder der Genderblog (gilt als der größte kollaborative feministische Weblog), haben nur die tägliche Konfrontation mit misogynen Trolls, die mal wieder die Netiquette2 nicht gelesen haben, gemein.