Der Staat gegen den Staat

Von Hamza Safouane

In der westsaharischen Stadt Laayoune treffen westafrikanische Migrant*innen
auf schikanierende Polizeipraxis, geleitet durch außenpolitische Interessen und Rassismus. Hamza Safouane führte dort im Herbst 2022 im Rahmen des Forschungsprojekts Transnational Perspectives on Migration and Integration (TRANSMIT) ausführliche Interviews mit senegalesischen Migrant*innen und Vertreter*innen migrantischer Selbstorganisationen, um zu erfahren, was dies für ihre Lebenssituation bedeutet und wie sie damit umgehen.

Von Dr. Hamza Safouane

Laayoune ist mit etwas mehr als 210.000 Einwohner*innen die größte Stadt der Westsahara. Die Stadt liegt an der Küste gegenüber den spanischen Kanarischen Inseln und ist bekannt als Ausgangspunkt für Migrant*innen, die sich auf den Weg zum spanischen Archipel machen wollen. Viele von ihnen haben sich in Skikima niedergelassen, einem armen Viertel unweit der Hauptverkehrsstraße der Stadt, in dem auch mehrere Migrant*innen-Vereine ihren Sitz haben.
Während Migrant*innen zum Beispiel aus Senegal, Elfenbeinküste oder Guinea in nördlicheren Städten Marokkos zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden sind und eine wichtige Rolle für die Wirtschaft spielen, fällt in Laayoune und der benachbarten Stadt El Marsa sofort auf, dass generell keine westafrikanischen Migrant*innen auf den Straßen zu sehen sind. Weder flanieren sie durch die Straßen, noch plaudern sie auf den Plätzen oder sitzen in einem der zahllosen Cafés, die die Hauptalleen von Laayoune säumen.

Der Grund hierfür: Sobald sich Menschen versammeln, die den Anschein erwecken, aus Ländern südlich der Sahara zu stammen – was in Marokko oft bedeutet, dass sie dunkelhäutig sind –, können sie von der Polizei kontrolliert und vertrieben werden. Für die Betroffenen bedeutet das, dass sie sich auf den Straßen nur zeigen, wenn sie ein bestimmtes Ziel haben. Ihre Wege dienen der Arbeit, dem Handel, der Schule, der Gesundheit, der Verwaltung oder dem Einkaufen; sie gehen nur aus, wenn sie es müssen. Für sie herrscht ein allgemeines Klima der Angst.

(der ganze Artikel im PDF Format)