Ich bin kein Problem – ich bin ein Mensch
Von Amjad Abo Huwaij
Um dem Krieg zu entkommen, floh Amjad Abo Huwaij 2015 aus Syrien. In Deutschland hat er sich ein neues Leben aufgebaut und arbeitet beim Bayerischen Flüchtlingsrat in München.
Wegen der derzeitigen politischen Diskussionen fühlt er sich nicht mehr sicher und fragt sich, ob er überhaupt bleiben darf.
Ich bin 33 Jahre alt und 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich geblieben wäre, hätte ich mich entscheiden müssen: für eine Rebellengruppe oder das Militär, um zu kämpfen. Aber ich wollte keinen Krieg führen. Ich wollte kein Blutvergießen, keine Gewalt. Ich wollte nur leben. In Frieden.
Ich habe den Krieg erlebt. Ich habe Dinge gesehen, die kein Mensch je sehen sollte. Zerstörung, Tod, Angst. Krieg ist nicht ehrenvoll. Er ist nicht heroisch. Er ist ekelhaft. Er nimmt dir deine Menschlichkeit. Und genau deshalb bin ich gegangen. Ich habe mein Zuhause, meine Familie, mein ganzes früheres Leben zurückgelassen und bin geflohen – um zu überleben. Als ich in Deutschland ankam, war alles fremd. Ich konnte kein Deutsch, ich hatte keine Wohnung, keine Arbeit. Nur den Willen, neu anzufangen. Ich habe die Sprache gelernt, ich habe jede Chance genutzt, um mich einzubringen. Heute arbeite ich,
zahle Steuern, und versuche, jeden Tag ein gutes Leben zu führen.
Ich arbeite als Ehrenamtskoordinator beim Münchner Flüchtlingsrat und unterstütze andere Menschen, die neu in dieses Land kommen – weil ich weiß, wie schwer der Anfang ist.