Weiße Märchen

Weiße Märchenstunde
An der Berliner Volksbühne ist derzeit das Stück Weiße Witwe der jungen Wiener Filmemacherin Kurdwin Ayub zu sehen. Ein provozierendes Stück Theater, das mit Klischees von Orient à la „1001 Nacht“ und Erotik heftig operiert und in dem starke muslimische Frauen, gespielt unter anderem von der sehr authentischen Berliner Rapperin addeN, in einem islamischen Europa das Sagen haben. Soweit die Utopie. Aber es dauert nicht lange, und schon erklimmen die erwartbaren weißen, alten Männer die Weltbühne, um die Geschichte erneut zu übernehmen und zu dominieren. Ein Stoff, wie geschaffen für diese Hinterland Ausgabe. Wir baten Kurdwin Ayub uns drei Fragen zu beantworten …

In deinem Stück verarbeitest du unter anderem auch eigene Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung im Kunst- & Filmbetrieb. Welche wiederkehrenden Verhaltensweisen und Reaktionen kotzen dich besonders an?

Wenn mir Europäer sagen, was ich als Regisseurin mit Migrationshintergrund über Migration oder meine Kultur nicht erzählen darf, damit es unter dem weißen Blick „verträglich“ bleibt, dann trifft mich das hart. Ich bin in einem eher rechts geprägten Randbezirk
aufgewachsen, und habe mich später in meiner linken Kulturbubble so aufgehoben gefühlt. Aber inzwischen merke ich, dass es auch dort Rassismus gibt. Ich verstehe schon, wenn Menschen sensibel und achtsam sein wollen, damit sich niemand verletzt fühlt.
Das ist eh auch cool. Aber manchmal kippt das, dann wird es bevormundend, paternalistisch. Ein Beispiel: Ein Kinokurator wolltemeinen Film nicht zeigen, weil er meinte, sein „weißes“ Publikum hätte kein Recht, über die Probleme von Migrant*innen nachzudenken oder Einsichten zu gewinnen. Das ging mir dann doch zu weit.

(der ganze Artikel im PDF Format)