In Bewegung bleiben

Von Michael Backmund

In Bewegung bleiben

Der KZ-Überlebende Martin Löwenberg streitet auch mit 85 Jahren noch gegen Faschismus, Krieg und Rassismus.

Mit Mannschaftswagen rast die Essener Polizei in den riesigen Demonstrationszug. Berittene Polizisten zerteilen die Menge und machen Jagd auf Menschen. Hunde werden auf junge Leute gehetzt und Uniformierte schlagen mit Gummiknüppeln oder lederumflochtenen Stahlruten wahllos Demonstranten-Köpfe blutig. Die Menschen weichen vor der bewaffneten Staatsmacht nur langsam zurück. Steine fliegen. Dann kommt der Befehl: „Revolver in die Hand, feuern!“ Mehrere junge DemonstrantInnen brechen schwer verletzt zusammen. Philipp Müller wird mit einer Kugel niedergestreckt, sie durchschlägt sein Herz und einen Lungenflügel. Er stürzt mit dem Kopf auf das Pflaster. Doch er lebt – noch. „Philipp wurde von Polizisten an seinen Beinen und Armen gepackt und wie ein Paket auf ein Polizeiauto geworfen“, erinnert sich Martin Löwenberg an jenen „Blutsonntag“ in Essen. Den Transport ins Krankenhaus hat der 21-jährige Münchner Eisenbahn-Gewerkschafter und Kommunist nicht überlebt. Philipp Müller war der erste erschossene Demonstrant in der jungen Bundesrepublik – er hinterließ einen fünf Monate alten Sohn und seine 21-jährige Ehefrau.

„Notwehr“ der Polizei nicht überlebt

Rund 30.000 Menschen hatten an der „Friedenskarawane der Jugend“ am 11. Mai 1952 in Essen teilgenommen – darunter vor allem Mitglieder der Falken, FDJ, Naturfreunde, Pfadfinder und von christlichen Jugendorganisationen, junge SozialdemokratInnen, KommunistInnen und GewerkschafterInnen. Auch Martin Löwenberg war mit vielen anderen AntimilitaristInnen von München nach Essen gereist. Einen Tag vor seinem 27. Geburtstag und sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

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