Huas’n-oa(n)-thou-tra-Text

Von Thomas Glatz

Huas’n-oa(n)-thou-tra-Text

„Sudeten kommen nach Augsburg“, titelte die Augsburger Allgemeine Zeitung vor einigen Jahren. Das veranlasste meinen Vater einen Leserbrief zu schreiben. Das klinge ja gefährlich. Die Sudeten kommen nach Augsburg? Ob die Abruzzen demnächst nach Lechhausen kämen, die Anden sich nach Dinkelscherben schöben?

„Sudetendeutsche“ werden die ehemaligen deutschsprachigen Einwanderer des Sudetenlandes, von Böhmen, Mähren und Österreichischschlesien richtigerweise bezeichnet. Die Bezeichnung stammt vom 330 km langen Gebirgszug Sudeten, der durch diese Gebiete führt. Der Begriff „Sudetendeutsche“ wurde ab 1919 für die drei Millionen Deutschen, deren Vorfahren sich im zwölften und 13. Jahrhundert dort ansiedelten, gebraucht. Nach dem Krieg wurden über zwei Millionen Sudetendeutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Nur 250.000 konnten in ihrer Heimat bleiben.

Meine Eltern sind Sudetendeutsche, mein Vater stammt aus Eger, meine Mutter aus Leitmeritz in Nordböhmen. Sie waren schon öfter auf Sudetendeutschentreffen. Ich noch nie. Ich solle einmal dorthin fahren. An jedem Tisch werde ein anderer Dialekt gesprochen. Viele Dialekte würden aussterben. Da könne man ein wunderbares O-Ton-Hörspiel machen, meint mein Vater. Meine Oma sprach noch Egerländerisch, wenn sie sich mit anderen Egerländern unterhielt. Der Has hieß dort Hos, die Hos hieß Hus. Egerländerisch ist eine nordbayrische Sprache voller Diphthonge und hört sich wie Chinesisch an: „Tsun schäint schöi“ (Die Sonne scheint schön). „Si san dös sei Söi?“ (Sind das ihre Säue?). Manchmal klingt es Italienisch: „A Milliladl und a Makkaroniladl hats a.“ (Einen Milchladen und einen Makkaroniladen gibt es auch). Manchmal klingt Egerländerisch sogar ein bisschen Französisch: „Ramo! – I moa scho a!“ (Räum ab! – Ich meine schon auch!).

(der ganze Artikel im PDF Format)