Caspartheater

Von [muc] münchen postkolonial

Caspartheater

Eine Reaktion auf „Afghanistan den Afghanen“. Von [muc] münchen postkolonial

Nachdem wir den Beitrag des Debattencaspars „Afghanistan den Afghanen“ gelesen hatten, hätten wir tatsächlich gerne die vom Debattencaspar den vermeintlichen „sowjetischen Mobilisierungsopfern“ vorgeworfene Vogel-Strauss-Taktitk angewandt und unsere Köpfe in den Sand gesteckt. Aber da wir als Gruppe [muc] münchen postkolonial schon einige Artikel in der Hinterland veröffentlicht haben und eigentlich gerne weiterhin dort schreiben würden, schien uns entsetztes und kopfschüttelndes Schweigen eine denkbar schlechte Alternative. Gleichzeitig widerstrebt es uns nach wie vor, eine Auseinandersetzung mit einem Text zu führen, der uns so sehr von Arroganz und Ignoranz geprägt erscheint – für den Autor wohl provozierende Tugenden, in unseren Augen aber schlechte Ausgangsbedingungen für eine Analyse der komplexen Geschichte und Aktualität linker Positionierungen. Wie also reagiert man auf eine alles andere als fundierte Polemik, die sich selbstgefällig als Generalabrechnung mit einer vermeintlich homogenen Linken der letzten 100 Jahre begreift? Im Folgenden werden wir einige zentrale Punkte des Textes herausgreifen und den dürftigen Argumentationslinien etwas entgegensetzen, anderes bleibt unbeachtet, auch wenn wir mit vielem Weiteren (im Debattencaspar-Text wie auch in der ganzen Hinterland-Ausgabe) nicht einverstanden sind.

Was bitte sind „sowjetische Mobilisierungsopfer“?

Selbst der Autor hätte zuallererst über den Begriff der „sowjetischen Mobilisierungsopfer“ stolpern müssen, als die er linke Aktivist_innen wohl zwischen den 1920er Jahren und der Jetztzeit beschreibt. Der Begriff Opfer kann in diesem Zusammenhang nur einer ziemlich kruden Sicht auf gesellschaftliche Verhältnisse entspringen, die die verschiedenen Generationen von Linken letztlich als passive und wehrlose Verführte „Leninscher Lehren“ beschreibt – linke Aktivist_innen also nicht als aktive, denkende AkteurInnen, die Verantwortung für ihr Handeln tragen, ernst nimmt. Die Geschichte einer heterogenen, häufig selbstkritischen, sicher auch in vielen Widersprüchen und vor allem in vielen Debatten verstrickten Linken über fast 100 Jahre als Geschichte unbelehrbarer „sowjetischer Mobilisierungsopfer“ zu beschreiben, ist bestenfalls bescheuert, lässt aber unweigerlich auf eine Sprecherposition schließen, die sich vielmehr selbst der Komplexität der Welt in geschichtsblinder Manier verweigert.

(der ganze Artikel im PDF Format)