Der Schauplatz der Integration

Von Lynsey Chutel

Der Schauplatz der Integration

Lernen und leben an der Deutschen Schule zu Johannesburg.

Sieben Jahre lang wachte ich um halb sechs morgens auf. Ab dem Alter von elf in der sechsten Klasse bis ich mit siebzehn in der zwölften war – oder „Matric”, wie wir diese Klasse hier in Südafrika nennen – weckte mich meine Tante (meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt bereits fort) und sorgte dafür, dass ich den Schulbus um 6:20 Uhr erwischte. Im Winter wärmte ich mich mit meinem gebrauchten Wintermantel und schlief auf einem Dreisitzer-Sofa. Im Sommer sangen meine Schulkameradinnen und ich, spielten Karten, erledigten unsere Hausaufgaben oder spielten Verstecken, um die mehr als einstündige Fahrt von Eldorado Park im Süden von Johannesburg nach Parktown im wohlhabenden Norden von Johannesburg herumzubringen.

Gemessen an der Gelegenheit, die die Deutschen mir und vielen anderen farbigen1 und schwarzen Kindern aus ganz Südafrika boten, waren die Busfahrt und das frühe Aufstehen kleine Opfer. Wir alle hatten gemeinsam, dass uns die Lehrerschaft in unserer überfüllten und unterausgestatteten öffentlichen Schule für überdurchschnittlich intelligent hielt. In Klassen mit mehr als vierzig Schülerinnen und Schülern wären wir untergegangen. Als sich also die Deutschen Schulen in Cape Town, Pretoria, Johannesburg und Windhoek an die unterprivilegierten Schulen in den Townships der Umgebung wandten und ihnen eine subventionierte private Schulbildung anboten, war diese Gelegenheit zu groß um sie auszuschlagen.

In Eldorado Park war die Aktivität der Gangs in den 1990ern auf ihrem Höhepunkt, als die Majimbos zu neuen Rollenvorbildern wurden und die Polizei mit Blockaden Motorkennziffer und Kofferraum von fast jedem Auto kontrollierte, das das Township verließ. Vor allem Volkswagen interessierten sie, weil die Diebe von Eldorado Park sie ganz besonders als Fahrzeuge für sich schätzten. In den überfüllten Wohnungen war es üblich, dass Teenager Kinder bekamen. Eine Karriere mit Anstellung am Bankschalter war genug. Eldorado Park stand zudem vor der Aufgabe, eine neue Identität zu schmieden.

Neue kommunale Gesetze machten das farbige Township zum Teil von Soweto, der Gruppe schwarzer Townships, von denen es ein ausgedörrter und verbrannter Golfplatz von weniger als einem Kilometer Größe trennte. Farbige versuchten immer noch verzweifelt, ihren Platz in Südafrika zu verteidigen, indem sie 1994 die Nationale Partei wählten, die führende Partei der Apartheidsregierung

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