Call
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Call for papers: Hinterland #59 | 10 Jahre Sommer der Migration
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Liebe Freund*innen, liebe Autor*innen,
zehn Sommer ist es inzwischen her, dass die Not im Nahen und Mittleren Osten so groß geworden ist, dass Millionen von Menschen es wagten, das rigide Europäische Grenzsystem zu überwinden. Zehn Jahre ist es her, dass tausende Willkommens-Pakete gepackt wurden, Berge von Kuscheltieren neue Besitzer*innen fanden und selbst die weißeste Kartoffel, angerührt von den Bildern zu Tode erschöpfter Menschen, mit einer Brotzeitdose zum Hauptbahnhof marschiert ist, um den ankommenden Syrer*innen ein Schinkenbrot in die Hand zu drücken. `Was G’scheids nach der langen Reise.´ Es wurde viel geklatscht, vor allem für sich selbst, aber es entstanden auch Helfer*innen-Kreise, die bis heute einen großen Anteil an der antirassistischen und solidarischen Bewegung dieses Landes ausmachen.
Doch zehn Jahre bedeutet auch: Zehn weitere Jahre Krieg in Syrien, Afghanistan und dem Irak. Mehr noch, denn in dieser Zeit sind weitere Kriege hinzugekommen. Es bedeutet zehn Jahre Geschwafel, Hass und Hetze aufgrund einer vermeintlichen „Flüchtlingskrise“. Es bedeutet: Zehn Jahre rasanter Aufstieg einer damals noch kleinen Partei. 2015 wurde die Sea Watch 1 getauft, als Reaktion auf die Einstellung von Mare Nostrum und das massenhafte Sterbenlassen im Mittelmeer. Zehn Jahre später hat Europa die Seenotrettung so gut wie aufgegeben und Seenotretter*innen werden kriminalisiert, weil sie Menschenleben retten. Und das Grenzregime Europa ist zu einem kaum mehr bezwingbaren Monstrum angewachsen. Was haben wir eigentlich geschafft? In der Rückschau wird klar: Auf den „Sommer der Migration“ folgte ein langer migrationspolitischer Winter. Und wann aus einem langen Winter eine Eiszeit wird, merkt man im Zweifel nicht, wenn einem selbst das Herz gefriert. Wir in der Hinterland-Redaktion sagen: Zeit wird’s, einzuheizen!
Für das neue Heft suchen wir Texte von Menschen, die damals gekommen und seither geblieben sind. Was habt Ihr erlebt, in diesen ersten Tagen, und wie geht es Euch heute? Wir suchen Geschichten von denjenigen, die damals an einem Bahnhof Solidarität in sich gefunden haben und seither versuchen diese zu leben. Was haben wir gelernt in dieser Dekade, was hätten wir lernen sollen? Wir wollen Eure Abrechnung mit der „Willkommenskultur“, der „Obergrenze“ und „PEGIDA“. Wir wollen Eure Anekdoten über die absurdesten Willkommensgeschenke und Eure Pläne für die Überwindung von Grenzen, Angst und Nation.
Und wir wollen von Euch wissen: Wann wird es endlich wieder Sommer? Denn uns ist kalt – Euch sicher auch.
Eure Hinterland-Redaktion
Ideenabgabe: 31. August 2025
Redaktionsschluss: 6. Oktober 2025
Schreibt uns eure Ideen an redaktion@hinterland-magazin.de