Ausgabe Nr. 46 | jung sein


„Irgendwas bleibt immer 16

Irgendwas wird niemals älter“
but alive

Liebe Junggebliebenen, Liebe Leser*innen,

der Traum von ewiger Jugend und Schönheit treibt die Menschheit mindestens seit der Antike um. Nun ja, schön sind wir in der Hinterland-Redaktion und ihr vor den Heften sowieso. Und irgendwie waren wir doch alle auch mal jung – oder sind es sogar immer noch. Zumindest im Kopf.

In der westlichen Welt herrscht eine Vorstellung vom Jungsein vor, die an ein Ideal von Unbeschwertheit und Freiheit in Sicherheit geknüpft ist. Davon, dass junge Menschen sich ausprobieren können und gleichzeitig Schutz bekommen; davon, dass sie sich frei entwickeln und entfalten können. Doch für viele junge Geflüchtete erfüllt sich dieses Ideal gerade nicht. Nicht an den Orten, an denen sie geboren wurden, nicht auf der Flucht und nicht dort, wo sie ankommen. Nicht in Geflüchteten-Lagern wie im syrischen Idlib oder in Moria auf Lesbos, nicht in einem der sogenannten AnkER-Zentren in Bayern. Sie werden zermürbt zwischen ihrem Wunsch und ihrem Bedürfnis nach dem ihnen zustehenden unbeschwerten Jungsein auf der einen und den Zumutungen und Zurichtungen der Umwelt, in der sie leben, auf der anderen Seite.

Sie sind nicht nur, wie alle Geflüchteten, von den Fluchtursachen und der Flucht selber geprägt, sie sind vor allem erst einmal Kinder und Jugendliche. Sie wollen spielen können, in die Schule gehen (mal mehr, mal weniger), etwas mit Freund*innen unternehmen oder sich verlieben – alles, was Kinder und Jugendliche eben tun. Doch Gesellschaft und Behörden legen ihnen Steine in den Weg, struktureller und institutioneller Rassismus schlägt ihnen entgegen, die äußeren Umstände lassen sie viel zu schnell erwachsen werden. So sind sie zwar dem Alter nach jung, ein Jungsein ist ihnen allerdings oftmals nicht gegönnt.

Geflüchtete junge Menschen werden im öffentlichen Diskurs meist einfach nur als „Flüchtlinge“ oder „die Anderen“ wahrgenommen. Diese Ausgabe des Hinterland-Magazins wollen wir ihrer Perspektive und ihren Geschichten widmen, sowie denen der (ehrenamtlichen) Fachkräfte und Unterstützer*innen. Um einen besseren Einblick zu bekommen, ist unsere Redaktion für diese Ausgabe eine Kooperation mit dem Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) eingegangen, der sich seit 1998 für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Heranwachsende einsetzt.

Manche der Geschichten lassen euch beim Lesen graue Haare wachsen, manche versprühen jugendlichen Leichtsinn. Spannend zu lesen sind sie alle.

So jung kommen wir nicht mehr zusammen.

Eure Kindsköpfe von der
Hinterland-Redaktion und vom BumF

 

Diese Ausgabe wurde gefördert von:

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