Rücksichtslose Abschiebung statt Therapie

Von Agnes Andrae und Johanna Böhm

Häufig haben Menschen mit Suchtkrankheiten traumatische Erfahrungen hinter sich.Viele Geflüchtete erlebten vor, während oder nach der Flucht solche Situationen. Deshalb sind sie besonders gefährdet an einer Sucht zu erkranken. Gleichzeitig besteht für Geflüchtete und für Menschen ohne deutschen Pass, die suchtkrank sind, eine erhöhte Gefahr, abgeschoben zu werden. Anhand von zwei Lebensgeschichten berichten darüber Johanna Böhm und Agnes Andrae

Shahdad* lebt in Bayern und entwickelte schon vor seiner Flucht aus dem Iran während seines Militärdienstes dort eine schwere Suchterkrankung. Die belastenden Erlebnisse aus der Vergangenheit verschwinden nicht – neue kommen noch hinzu: Shahdad leidet in Deutschland an seiner unsicheren aufenthaltsrechtlichen Situation. Ein Arbeitsverbot und die katastrophale Unterbringung im Lager verschlim- mern seine Suchterkrankung. Infolgedessen erhält Shahdad eine mehrjährige Freiheitsstrafe, denn er besitzt und handelt mit Betäubungsmitteln. Eine Zäsur für den jungen Mann. Unter allen Umständen will er endlich clean werden. Nach dem Prinzip „Therapie statt Strafe“ kann er die Haftstrafe zurückstellen und eine stationäre Entzugstherapie beginnen – ein erster Lichtblick für ihn! Aufgrund des guten Verlaufs und da er die Therapieziele erreicht, wird die verbleibende Strafe zur Bewährung ausgesetzt.

Es scheint bergauf zu gehen – nicht nur in der Therapie: Shahdad findet eine Partnerin, heiratet und bekommt ein Kind mit ihr. Arbeiten darf er weiterhin dennoch nicht und auch nicht aus dem Lager aus- und zu seinem Kind umziehen. Dann folgt ein herber Rückschlag: Die für Shahdad zuständige Ausländerbe- hörde eröffnet ein sogenanntes Ausweisungsverfahren. Durch Paragraf 53 des Aufenthaltsgesetzes können Ausweisungsverfahren den Aufenthalt straffällig gewordener Personen ohne deutschen Pass beenden. Die letzte Konsequenz wäre die Abschiebung. Ein Schock für Shahdad, denn er erfüllt alle Bewährungsauflagen vorbildlich. Zudem kümmert er sich liebevoll um seinen Sohn.

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