Von der Macht der Nacht

Von Lan-Na Grosse

Von der Macht der Nacht

Türsteher findet man überall dort, wo alle reinwollen, aber nicht alle rein dürfen. Sie sind männlich, muskulös und haben keinen guten Ruf. Dumm, gewalttätig und rassistisch sollen sie sein. Auf Spurensuche durch die Nacht ging Lan-Na Grosse

Sonntagmorgen, acht Uhr. In einer Ladenpassage dicht an einer stark befahrenen Straße mitten in der Münchner Innenstadt werden die Überreste einer langen Partynacht beseitigt. Kippen und Flaschenscherben haben sich mit dem Dreck der Straße vermischt und schmierige Schlieren auf dem Boden hinterlassen. Inmitten des Drecks stehen zwei bullige Männer in leuchtend gelben Jacken und räumen Absperrgitter beiseite. Noch vor wenigen Stunden sah es hier ganz anders aus.

„Komm Junge, mach keinen Stress”

Dutzende junger Menschen drängten sich in der langen Passage, an deren Ende ein goldener Schriftzug über zwei großen grauen Stahltüren auf das Ziel der Anstehenden hinweist: Harald Klein, Tonträger & Musikalienhandel. Die Absperrgitter sind zur Abgrenzung aufgebaut, um wartende Tanzwillige in eine lange Schlange zu zwingen. Von ihrem Ziel trennen sie nur noch die beiden Türsteher in ihren gelben Jacken, die sich vor ihnen aufgebaut haben. Ein junger Mann mit Baseball-Kappe und Plastik-Brilli im Ohr ist an der Reihe. Er gestikuliert wild und raunt den beiden zu. „Was soll das? Warum lasst ihr mich nicht rein? Ist es, weil ich Türke bin? Rassisten!” Phil und Aamir schauen sich an und schütteln den Kopf. „Komm Junge, mach keinen Stress. Das ist heute einfach nicht dein Abend”, sagt Aamir ruhig und weist dem jungen Mann den Weg zu gehen. „Der war einfach zu betrunken”, erklärt er seinem Kollegen. Phil lacht: „So was müssen wir uns ständig anhören.”

Auf den ersten Blick erscheint das paradox. Aamir und Phil sind beide in Deutschland geboren und aufgewachsen; ihre Eltern aber kommen aus Afghanistan und Äthiopien. Sie haben das, was man einen „Migrationshintergrund” nennt. „Aber das schützt ja nicht vor Vorurteilen – weder uns, noch die anderen”, sagt Phil, während er die Ausweise einer Gruppe junger Frauen kontrolliert. In ihrem Job müssen Türsteher binnen Sekunden entscheiden, ob jemand zu ihrem Laden „passt” oder nicht. Rein oder raus, das ist die Frage und nicht, woher jemand kommt. „Natürlich braucht man da ein Raster, nachdem man entscheidet, wen man rein lässt und wen nicht. Da muss man eben nach dem Aussehen gehen.”

(der ganze Artikel im PDF Format)