Risiko Freiheit

„Risiko Freiheit“

Eine Ausstellung in Berlin widmet sich der Geschichte deutsch-deutscher Fluchthilfe.

Tausende Menschen versuchen nach Europa zu gelangen – die europäischen Grenzregime, die über die EU – Außengrenze hinaus bis tief in die Anrainerstaaten hineinreichen, sind jedoch so rigide, dass viele von ihnen beim Versuch, die europäischen Grenzen zu überwinden, sterben. Legale Wege der Einreise in die EU sind sehr eingeschränkt und werden zunehmend dürftiger. Die öffentliche Berichterstattung der Massenmedien verweist bei der Suche nach Verantwortlichen immer wieder auf „Schlepper“, „Schleuser“ und „Menschenhändlerbanden“. Sie werden nicht nur für die Toten verantwortlich gemacht, sondern auch für die Geflüchteten, die es bis in die EU schaffen. „Schleuserinnen“ und „Schlepper“ geraten so in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung – mit ihren Fluchthilfeaktionen fungieren sie als simples Feindbild. In diesem Zusammenhang wird mitunter auch auf die deutsche Fluchthilfe rekurriert. Geschichte und Wesen der DDR-Fluchthilfe sind bisher jedoch nur wenig bekannt.

Am 22. August 2014 eröffnete in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde (Berlin) eine erste umfassendere Ausstellung, die sich mit der Geschichte der deutsch-deutschen Fluchthilfe auseinandersetzt. An Hand ausgewählter Biographien von Fluchthelferinnen, – helfern und Geflüchteten werden die spezifischen Bedingungen und Phasen der Fluchthilfe für DDR-Bürgerinnen und -Bürger deutlich gemacht, sowie individuelle Handlungsspielräume und deren politisch-diskursive Rahmenbedingungen aufgezeigt. Gleichzeitig eröffnet die Beschäftigung mit der Geschichte der deutsch-deutschen Fluchthilfe Möglichkeiten, über den Zusammenhang von Territorialität, Abgrenzung, Menschenrechten, Migration und Fluchthilfe und ihren gesellschaftlichen Umgang in einem aktuellen Kontext nachzudenken und zu reflektieren.

„Fluchthilfe nach dem Mauerbau“ (1961-1964)

Die überraschende Schließung der Sektorengrenzen am 13. August 1961 markiert den Beginn der deutschen Fluchthilfe. Zwar ermöglicht der eher provisorische Charakter der Absperrungen zunächst noch zahlreiche Fluchten, doch bereits am 24. August 1961 fordert die Grenze den ersten Toten: Günter Litfin wird von einem DDR-Transportpolizisten bei seinem Versuch, die Grenze zwischen Ost- und Westberlin zu überwinden, erschossen. Mit der Schließung der Grenze sind fluchtwillige DDRBürgerinnen und-Bürger auf Fluchthilfe angewiesen, wenn sie beim Verlassen der DDR nicht ihr Leben riskieren wollen.

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