Mobs aller Länder, vereinigt euch!

Von Felix Balandat

Russlanddeutsche demonstrieren seit Januar gegen Flüchtlinge. Das stellt die Freundinnen und Freunde von Toleranz und Vielfalt vor ein Problem.

Der Antifaschismus der Mitte mag klare Feindbilder. Sei es Die Rechte, Pegida oder mittler- weile auch die AfD: Wenn die üblichen Verdächtigen den Volkswillen auf die Straße tragen, sind Trillerpfeifen und „Bunt statt braun“-Schilder auf der Gegenseite vorprogrammiert. Doch die Welt ist kompliziert. Antisemitinnen und Antisemiten gibt es auch unter Linken. Ottonormalmenschen zünden Flüchtlingsunterkünfte an und Nazis sehen mittlerweile aus wie Antifas. Kaum etwas zeugt so sehr von der Sehnsucht nach einfacheren Zeiten, als die bei den meisten Medien übliche Bebilderung der täglichen Polizeimeldungen über vermutlich „rechtsmotivierte“ Straftaten. Aber Springerstiefel mit weißen Schnürsen- keln sind bei Neonazis heutzutage nun wirklich nicht mehr en vogue, ein paar Landstriche im Osten Deutschlands ausgenommen. Die breite Täterpalette wird auf den gemeinen, bierseligen Skinhead der 90er- Jahre reduziert, den es so eigentlich gar nicht mehr gibt. Dass aber mitunter selbst von Diskriminierung betroffene Bevölkerungsgruppen Ressentiments hegen und nun auch auf der Straße pflegen, bringt die Freundinnen und Freunde von Toleranz und Vielfalt in die Bredouille.

Seit Januar macht eine Bevölkerungsgruppe von sich reden, die hierzulande normalerweise selten öffentlich wahrgenommen wird. In zahlreichen Städten haben russischsprachige Menschen gegen die üblichen Probleme (Merkel, lüsterne Flüchtlinge) und für die „sichere Heimat“ demonstriert. Auslöser war die, wie sich schnell herausstellte, erfundene Geschichte eines Mädchens aus einer russischsprachigen Familie in Berlin, das von „südländisch“ aussehenden Männern vergewaltigt worden sei. Vor allem in Süddeutschland demonstrierten die aufgebrachten Bürgerinnen und Bürger. Mit Parolen wie „Merkel muss weg“, „Lügenpresse“ und „Meine Heimat bleibt deutsch“ fanden hunderte Russlanddeutsche den Schulterschluss mit alten Bekannten von Pegida und AfD. Dass natürlich auch urdeutsche Rechtspopulistinnen und Rechtspo- pulisten und Neonazis zugegen waren und zum Teil auch wichtige organisatorische Hilfe leisteten, können einige Akteure „gegen rechts“ nur als Verführungs- und Täuschungsaktion verstehen.

(der ganze Artikel im PDF Format)