Kundenakquise Einreiseverbot

Von Karin Waringo

Kundenakquise Einreiseverbot

Mit der Einführung der Visafreiheit für die Bürger und Bürgerinnen von fünf Balkanstaaten ging die Nachfrage nach Schleuserdiensten auf dem Balkan massiv zurück. Die EU sorgt dafür, dass dies bald wieder anders wird.

„Es gab [da] ein großes Gebäude. Die Schleuser sind da immer hingekommen und haben zehn oder zwanzig Leute mitgenommen. Sie wussten, dass die Leute dort warten, um ins Ausland zu gehen.”

Zwanzig Personen eingeschlossen in einem Kleinbus. Kaum Luft zum Atmen. Fahrtziel unbekannt. Für die Bürger und Bürgerinnen Serbiens, Mazedoniens, Bosniens und der Herzegowina, Albaniens und Montenegros gehören derartige Erfahrungen inzwischen der Vergangenheit an. Dank der Aufhebung der Visapflicht für Kurzaufenthalte in der EU, bzw. im Schengenraum, können sie heute frei reisen. Dazu benötigen sie lediglich einen neuen, biometrischen Reisepass, und die Regierungen dieser Staaten sind bestrebt, die alten Pässe durch neue zu ersetzen.

Hunderttausende serbischer, mazedonischer, bosnischer, albanischer und montenegrinischer Staatsangehörige haben die neue Reisefreiheit dazu genutzt, Verwandte und Freundinnen und Freunde zu besuchen, an Tagungen teilzunehmen oder einfach nur Urlaub zu machen. Sie sind das, was die Europäische Kommission als Bona fide-Reisende bezeichnet, Reisende oder besser wohl Besucher und Besucherinnen, die die Visaliberalisierung zum vorgesehenen Zweck nutzen: Um Wirtschaftsbeziehungen zu pflegen und den kulturellen Austausch derjenigen zu fördern, die genügend finanzielle Mittel haben, um ihren Aufenthalt in der EU zu bestreiten und die, vor allem, am Ende der zugestandenen Frist wieder in ihr Heimatland zurückkehren.

Das Geschäft lohnt sich auf beiden Seiten: Zu den offensichtlichsten Vorteilen der Neuregelung gehört, dass die Kosten für die Bearbeitung und Ausstellung von Visaanträgen entfallen, Reisende nicht mehr – im schlimmsten Falle umsonst – vor Konsulaten anstehen und Formalitäten über sich ergehen lassen müssen, für die sie auch noch teuer bezahlen.

(der ganze Artikel im PDF Format)