Grußwort: Felleke Bahiro Kum

Fremdbestimmungen fördern das Gefühl von Fremdheit und lähmen den Annäherungs- und Integrationsprozess. Manchmal ziehen sich die Betroffenen zurück, verlassen das Zimmer oder die Wohnung nur noch zum Einkaufen oder um Behördengänge wahrzunehmen. Andererseits finden durch die Einschulung der Kinder und den Besuch von Kindergärten und Horten Integrationsprozesse statt, in die auch die Eltern miteinbezogen sind, sofern sie an gemeinsamen Veranstaltungen wie Ausflügen und Elternabenden teilnehmen. Durch den Kontakt zu Beratungseinrichtungen und die Teilnahme an Deutschkursen, sowie an beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen entstehen weitere Anknüpfungspunkte. Erfolge in diesem Bereich können bei den Menschen neue Energien freisetzen, die ihnen Kraft und Hoffnung geben.

Eine Bosnierin, die von 1991 bis 1997 in einer Münchner Unterkunft lebte, schrieb dazu: „Es war fast ein Jahr nachdem ich in die Bodenehrstraße gezogen war, es klopfte eines Tages eine Frau an meine Tür und sagte in meiner Muttersprache: ’Ich bin eine Sozialarbeiterin. Kann ich mit Ihnen reden?’ Ich fragte sie: ‚Wer hat Sie geschickt? Und warum ausgerechnet zu mir?’ Sie antwortete, dass sie einen Zettel mit Namen von Familien bekommen habe, die sie besuchen solle. Als ich sie fragte, wer sie denn geschickt habe, sagte sie, dass sie hier schon mehrere Monate als bosnische Sozialberaterin mit dem Büro zusammenarbeite. Und dann habe ich begonnen zu bemerken, was um mich herum passiert, und ich habe mich entschieden, am Leben in der Bodenehrstraße aktiv teilzunehmen.“

Dieses Beispiel illustriert, dass die Existenz von Flüchtlingen in München auch dadurch erträglich gestaltet werden kann, dass wir alle sie wahrnehmen, anerkennen und unterstützen – ein Feld, auf dem bereits viel geschieht, aber weiterhin nicht nachgelassen werden darf und noch vieles zu Tun und zu Gestalten bleibt.<

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