Der Exodus aus Syrien und die Konsequenzen für die Türkei

Von Katharina Schmidt

Auf der einen Seite die Festung Europa, auf der anderen Bürgerkrieg und Chaos: Seit Ausbruch der Krise Syriens hat die Türkei so viele Flüchtlinge wie nie zuvor aufgenommen. Was diese Einwanderung an Herausforderungen für die Menschen und das Land bedeutet und wie er es verändern wird.

Die Krise in Syrien begann im März 2011. Einen Monat später betraten die ersten Flüchtlinge türkischen Boden. Zu diesem Zeitpunkt bestanden zwischen Ankara und Damaskus noch enge politische Beziehungen, zwischen den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Baschar Al- Assad eine persönliche Freundschaft. Aber sie zerbrach durch die brutale Härte, mit der Assad die Aufstände niederschlagen ließ und die daraus resultierende Migration in das Land der zwei Kontinente.

Der nun fast vier Jahre andauernde Bürgerkrieg trieb bis heute drei Millionen Syrer und Syrerinnen in die Flucht – über die Hälfte davon in die Türkei. Diese erlebt damit eine Migration von nie dagewesenem Umfang. Deren Kosten belaufen sich laut dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) auf über drei Billionen Euro. Zum Vergleich: Mit allein 130.000 Syrerinnen und Syrern im September 2014 nahm die Türkei mehr auf als die gesamte Europäische Union in drei Jahren.

Für das Land am Bosporus stellt dies immense soziale und politische Herausforderungen und Konflikte dar. Dabei ist der Umgang mit Flucht und Migration für die Türkei grundsätzlich nichts Neues. Aufgrund der geografischen Lage, als Transitland zwischen Asien und Europa, war sie stets durch Migration geprägt. Im Zuge der Staatengründung und Nationalisierung im zwanzigsten Jahrhundert unterstützte die Türkei Zuwanderungen von Migranten „türkischer Abstammung und Kultur“. Als Ende der Achtzigerjahre 300.000 Pomakkerinnen und Pomakker und Men- schen aus der Türkei vor der Verfolgung im kommu- nistischen Bulgarien flohen, gewährte sie ihnen Aufenthaltsrecht und die Möglichkeit der Staatsbürgerschaft.

Für Flüchtlinge ohne diesen Kulturhintergrund sehen die Reaktionen anders aus: Die Türkei hat zwar 1962 die Genfer Flüchtlingskonvention unterschrieben allerdings mit der Einschränkung, lediglich europäischen Flüchtlingen Asyl zu gewähren. Nichteuropäerinnen und -europäern gewährt die Türkei zeitweisen Schutz vor ihrer Rückkehr in Drittstaaten.

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