Auf Schleichwegen ins Missionsmuseu

Von Thomas Glatz

Auf Schleichwegen ins Missionsmuseum

Der Hauptweg, welchen die Besucher des Ortes einschlagen, wendet sich vom Parkplatze etwas gegen Süden an einer Reihe von Häusern vorbei und zieht sich dann schon zum Kloster.1 Wir aber schlugen diesen Weg nicht ein, weil an ihm eine hinlängliche Anzahl von Einheimischen ist. Wir wählten die gerade Richtung nach O. und kamen, nachdem wir einen Hügel umrundet hatten, dorthin. Bis zum letzten Schritte bewegt sich der Reisende zwischen den Hügeln eines wellenförmigen Plateaus und plötzlich erscheint vor seinen Augen ein bewunderungswürdiges Panorama, die deutlichen Umrisse des Klosters. Zwischen O. und G. gibt es einen See, der wurde im 1. Weltkrieg von Kriegsgefangenen trockengelegt.

Neben uns befand sich ein Getreidefeld. Seine Kanten waren wie mit dem Lineal gezogen, die Eckwinkel waren neunziggrädig, nirgends konnte das Auge einen Mangel entdecken! Eine mit komisch anzuschauendem Hüpfen sich fortbewegende Gattung Grashüpfer bevölkerte den Feldrand.

Die Entfernung von der S-Bahnstation nach O. beträgt gegen zwei Kilometer, welche man gewöhnlich in einer halben Stunde zurücklegt. Der Boden wird wieder etwas uneben und bedeckt sich mit ausgezeichnetem Gras. Der Weg, welcher einst mit Steinplatten belegt war, ist jetzt gänzlich geteert, sodass es sogar sehr schwer ist, ihn zu Fuß zurückzulegen. Die Faulheit zwingt den Einheimischen immer mit dem Auto zu fahren und sorgsam jede Bewegung zu Fuß zu vermeiden. Selbst auf einige hundert Schritt bemüht sich der Hiesige nicht zu Fuß, sondern besteigt gewiss sein Auto, das deshalb auch beständig in einem extra dafür gebauten kleinen Hause vor dem Haus beziehungsweise auf einem vor dem zu erreichenden Hause extra eingerichteten Platze steht. Die Wolken haben etwas schönfärberisches. Ein Rotschwänzchen schreit „schütt“. Während unserer Reise sahen wir das erste Mal die dortigen Einwohner. Ich brauche nicht zu sagen, welchen Eindruck diese von uns nie zuvor gesehenen Leute auf uns gemacht haben. Mit stumpfsinniger Verbissenheit gehen sie tagein tagaus ihren Geschäften nach. Die Feindseligkeit der Bewohner, welche sich bald in dieser, bald in jener Form offenbarte, zeigte deutlich, dass wir in den vor uns liegenden Gegenden keine Freunde finden werden, und dass wir ohne Ausnahme nur auf uns rechnen müssen.

Die Bewohner des Ortes haben durchgehends einen kurzen, gedrungenen Körperbau und wenn sie auch nicht so ganz hünenhafter Gestalt wie ihre Namensvettern im Kloster sind, so erreichen sie trotzdem beinahe die mittlere Körpergröße.

Die Kleidung der O. besteht in einem langen, schlafrock- ähnlichen Rocke, der gewöhnlich aus schwarzem Baumwollstoffe gefertigt ist, einfachen Halbschuhen. Im Winter ziehen sie warme Beinkleider und Daunenjacken an, und den Kopf bedecken sie mit einer warmen Mütze. Die Gefräßigkeit des O. ist unglaublich, er kann während eines Mittagsmahles nicht weniger als ein Schweinebein und zwei faust- bis kindskopfgroße Knödel aus Kartoffeln verzehren.

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